Rettung in letzter Minute?

■ Dänischer Linkszeitung 'Information‘ droht das Ende / Zwei Millionen DM gesucht

Aus Kopenhagen R.Wolff

Der Kopenhagener Tageszeitung 'Information‘ droht nach 45 Jahren die Einstellung. Falls nicht bis Ende August 7,75 Millionen Kronen (umgerechnet knapp zwei Millionen DM) an frischem Kapital zusammengekratzt werden können, bleibt nur noch „ein anständiges Begräbnis“ (Verlagschef Steen Danö). Das linke Qualitätsblatt mit dem Anspruch einer Art dänischer Mischung aus 'Liberation‘ und taz hat mehrere Verlustjahre mit einer arg zusammengeschrumpften Auflage hinter sich, die das vorhandene Aktienkapital aufgebraucht haben. Dies, obwohl erst vor zwei Jahren die LeserInnen des Blattes fünf Millionen Kronen in einer Rettungsaktion gespendet hatten.

„Wir werden als unabhängige kritische Qualitätszeitung weiter oder eben dicht machen“, sieht Chefredakteur Carsten Steno die Alternative für die nächsten entscheidenen Wochen. „Eine Aufgabe unsere Prinzipien kommt nicht in Frage.“ 'Information‘ gehört ihren MitarbeiterInnen und hat schon einen jahrzehntelangen Kampf gegen die chronisch zu kurze Kapitaldecke hinter sich. 1945, am Tage der Befreiung von Nazideutschland als Organ der Widerstandsbewegung gegründet, hatte sie es bis 1980 auf ein Auflagenhoch von 40.000 gebracht. Von da an ging's in Wellen bergab auf aktuelle 26.000. Die Zeitung mit den langen, gründlichen Analysen und umfangreichen Debattenseiten erinnert oft mehr an ein Wochenblatt. In der Tagesaktualität gibt es zu häufig empfindliche Defizite. Trotz aller gegenläufigen Versuche ist 'Information‘ daher für ihre meisten LeserInnen Zweitzeitung geblieben und damit besonders anfällig für Abokündigungen bei Engpässen in den Haushaltskassen.

Kommt das Geld für die Rettung in letzter Minute zusammen, soll auch versucht werden, zu einer Erstzeitung zu erstarken. Das Rezept: Verstärkung der Redaktion und ein Mehr an derzeit meist nur zehn bis zwölf Seiten, Komplettierung des innenpolitischen Nachrichtenangebots, Ausbau des - allerdings schon jetzt für eine skandinavische Zeitung einzigstehend ausführlichen - Auslandsteils sowie Verbesserung der schon umfänglichen Kulturseiten. Am gähnend langweiligen Layout wird gebastelt, und sicher würde dem Blatt auch ein weniger trockener Stil und ein Mehr an Service und leichterer Kost gut tun. Hauptsächliche Zielgruppe bleiben die „Gutausgebildeten, international Orientierten, Kritischen“ (Steen Danö). 350.000 dieser MusterleserInnen haben die SoziologInnen im Königreich Dänemark gezählt, zehn Prozent von ihnen als 'Information' -AbonnentInnen würden der Zeitung für die Sicherung der weiteren Existenz genügen - wenn das Millionenloch fristgerecht gestopft werden kann.