Benzin-Höchstpreise und Sonnenöl-Debatten

Paris (taz) - Das Öl ist in diesen Tagen beliebtes Thema erhitzer Debatten in Frankreich. Allerdings geht es mehr um optimale Dosierungen von Sonnenöl als um die Infragestellung eines energiepolitischen Konsenses. Lediglich die beeindruckenden Antizipationen der Tankstellen, die die Literpreise schon um vier bis 40 Centimes hinaufsetzten, als in Kuwait noch geschossen wurde, führten zu einem gewissen Unwillen im Lande. An manchen Tankstellen in Paris wird das Super schon zu 6,40 Franc verkauft, gut zwei Mark pro Liter. Um derartige „Windfall„-Profite zu verhindern, erklärte Finanzminister Pierre Beregovoy, daß ab Donnerstag für die Preise von Benzin und Ölprodukten „je nach den internationalen Preisen“ für einen Monat eine Höchstgrenze festgelegt werde. Es gebe „keinerlei Grund, daß die Gewinnspannen der Raffineure größer werden“.

Mit einem gewissen Wohlgefallen wird in den Zeitungen darauf hingewiesen, daß Europa heute einer Verknappung des Golföls weitaus gelassener entgegensehen könnte, als die USA und Japan. Frankreich sei ein Musterbeispiel vorausschauender Energiepolitik, habe es doch seit 1973 seine Abhängigkeit vom Erdöl von 68,2 Prozent (Anteil am Primärenergieverbrauch) auf heute 41,2 Prozent verringert. Frankreich importierte im letzten Jahr 70 Millionen Tonnen 1973 waren es doppelt soviel. Zumal ist der Anteil der Opec -Länder unter den Lieferanten deutlich gesunken. Von „Abhängigkeit“ könne im Falle Frankreichs im Unterschied zu Italien, Spanien und Portugal keine Rede sein, erklärte gestern der Ölexperte der „Indosuez„-Bank.

Und wem haben wir das zu verdanken? Natürlich den 58 Atomkraftwerken, die vor allem entlang der Autobahn im Rhonetal stehen - den Autofahrern als Mahnmale weiser Energiepolitik. Und falls der Barrelpreis längere Zeit über 30 Dollar steigt, werden vielleicht die Kredite für die Energiesparbehörde wiederaufgestockt, die in den letzten Jahren geviertelt worden sind. Doch ein Umdenken wird es in Frankreich erst geben, wenn der erste AKW-Unfall das Rhonetal entvölkert hat.

smo