Kolumbien hat einen neuen Präsidenten

■ Bei seinem Amtsantritt am Dienstag kündigte Cesar Gaviria ein umfassendes Reformprojekt an

Bogota (taz) - Inmitten eines in Kolumbien selten gesehenen PR-Spektakels, doch mit nur wenigen hochrangigen internationalen Delegationen trat am Dienstag Kolumbiens neuer Präsident Cesar Gaviria sein Amt an. Vor vier lateinamerikanischen Staatsoberhäuptern und 2.500 geladenen Gästen verkündete der 43jährige ein umfassendes Modernisierungsprogramm. Noch kurz vorher hatte Gaviria zusammen mit allen politischen Parteien den Themenkatalog einer im November zu wählenden Verfassunggebenden Versammlung ausgearbeitet. Gaviria kündigte eine spezielle Gerichtsbarkeit für die mit dem Drogenhandel zusammenhängenden Delikte an. Die von den Kokainbaronen Medellins geforderte Beendigung der Auslieferung von Drogenhändlern an die USA machte er von dem Aufbau eines funktionierenden Justizsystems und der Einstellung der Terrorakte seitens der Drogenmafia abhängig.

Einen Rüffel mußte sich der unter extremen Sicherheitsvorkehrungen angereiste US-Vizepräsident Dan Quayle anhören. „Effektive Aktionen müssen die Rhetorik der internationalen Solidarität ablösen“, sagte Gaviria. In seiner Rede appellierte der neue Präsident auch an die Europäische Gemeinschaft, sie möge für die Andenstaaten die Handelsschranken aufheben. Gerhard Henze, Beauftragter für Lateinamerika im Bundesaußenministerium, wird dieses Anliegen an die Bonner Regierung weiterzuleiten haben. Denn trotz der gewöhnlich vollmundigen Erklärungen der Bundesregierung zum Drogenproblem sowie der sonstigen Reiselust des Ministers für Wirtschaftliche Zusammenarbeit, Jürgen Warnke, entsandte weder die BRD noch die DDR eine hochrangige Delegation zur Amtsübernahme in Kolumbien.

Ciro Krauthausen