„Das machen wir selbst“

■ Warum die „Sparkasse in Bremen“ so mild-kulturtätig ist

Genausogut wie den Marktplatz könnte man Gästen auch die lichtdurchflossene Kassenhalle der Sparkasse am Brill zeigen: Von Bremens bürgerlichem Glanz bekommt man hier viel mit, wo Friedrich Rebers persönlich oft „sehr heftig gekämpft“ hat, daß das, was einmal „Gesicht hatte“, nicht modernisiert, sondern restauriert wurde. Man steht zugleich an dem Finanznabel für eine Reihe von bürgerlichen Gründungen des 19.Jahrhunderts, denen Rebers auch 1990 noch vorsitzt (Bürgerparkverein), stellvertretend vorsitzt, (Freundeskreis des Focke-Museums), schatzmeistert (Schiffahrtsmuseum) undsofort.

Die Sponsoreien der Sparkasse und Ihre kulturpolitische Regsamkeit, hängt das mit der Tradition der Sparkasse zusammen, die ja eine Kaufmannsgründung ist?

F.Rebers: Die Sparkasse wurde vor 165 Jahren gegründet, 1825. Damals gab es etwa 30.000 Einwohner in Bremen, davon waren 2000 ohne jegliches Einkommen, die von der Bettelei leben mußten. Und da setzten sich überall Einrichtungen durch, in der der normale Bürger in Zeiten des Überflusses etwas zurücklegen konnte für die Zeiten der Not. Weil man sich politisch nicht einigen konnte, ist die Sparkasse privat gegründet worden von Bürgern, nicht nur von Kaufleuten, da waren Architekten dabei und Rechtsanwälte. Aber der eigentliche Anführer war der Bürgermeister Nonnen. Das Institut von heute ist eigentlich wieder zum alten Satzungsauftrag gekommen. Damals hieß es, daß wir die Einlagen von Tagelöhnern und Dienstmädchen sicher und verzinslich

annehmen sollten - heute würde man sagen von Arbeitnehmern und die örtliche Kreditversorgung gewährleisten.

Wir sind keine Geschäftsbank, bei der Einlage und Kreditgeschäft alles nur Mittel zum Zweck ist, damit man dem Kapitalhalter möglichst viel Dividende zahlen kann. Die Sparkasse in Bremen muß das nicht. Sie hat keine Eigentümer, sie gehört den Bürgern. In unserer Satzung steht, wenn wir mal aufgelöst würden, dann würde der verbleibende Überschuß der Stadt zufallen, mit der Bedingung, ihn für gemeinnützige Zwecke zu verwenden.

Man hat 1825 schon gesagt: Alles das, was die Sparkasse nicht für den Geschäftsbetrieb an Rücklagenstärkung braucht, das soll von den jährlichen Überschüssen für gemeinnützige Zwecke Verwendung finden. So hat die Sparkasse im vorigen Jahrhundert bei der Bürgerparkgründung eine große Rolle gespielt. Wir sind auch Begründer der städtischen Kranken anstalt in der St. Jürgen-Straße gewesen, das Überseemuseum ist ermöglicht worden. Und die Sparkasse hat in der Nachkriegszeit diese Aktivitäten für die Gemeinsamkeit wieder aufgenommen, mit Bürgerpark, Altenwohnungen durch die Sparerdankstiftung, dem Wilhelm-Kaisen-Gewächshaus im Rhododendronpark, Kunsthalle, Fockemuseum, dann der Böttcherstraße. Das sind so die Meilensteine. Und außerdem gibt es 40, 50 kleine Vereine, die ohne uns gar nicht existieren könnten. Und das macht ja Bremen für die Bevölkerung besonders liebenswert: Es gibt so wahnsinnig viele Bürgerinitiativen hier. Die Bürger, die tun selbst so

viel. Das hängt wohl damit zusammen, daß Bremen auch eine alte Städterepublik ist. Hier hat man nie gern nach der Obrigkeit gerufen, nach dem Staat, sondern hier hat immer die Meinung vorgeherrscht: Das können wir alleine ohne den Staat, das machen wir selbst.

U.S.