taz auf Raum-Patrouille

■ Leerstehende, verbarrikadierte und verfallende Häuser, taz-serienmäßig ge- und besucht / Heute Teil drei

Das Haus Bauernstraße sechs, nach Aussagen der Nachbarn einst wohnliche Villa, wurde inzwischen mit Brettern vernagelt. Durch die zusätzlich vor der Tür angebrachten Gitter mit Stacheldraht ist noch undeutlich das ehemalige Türschild zu erkennen: „Scholz zweimal klingeln“. Eingeschlagene Fenster, bröckelnder Putz auf inzwischen grauer Fassade, die wenigen noch erhal

tenen Scheiben verhindern, schmutzverschmiert, jeden Einblick.

Reinhardt Liermann aus der Nummer sieben hat vor einiger Zeit trotzdem beschlossen, sich genauer umzusehen. „Einmal war ich drinnen und da sah's schon ziemlich heruntergekommen aus. Die Klo's zugeschissen und alles vergammelt. Außerdem ist inzwischen das Dach undicht“.

Bärbel Bilinski kennt fast die ganze Geschichte der Villa. Seit 1976 wohnt sie im Haus gegenüber. Bereits 10 Jahre, so erinnert sie sich, stehe das Haus leer. Früher habe mal eine Familie Scholz dort gewohnt, die auch den Laden noch vermietete. Dann sei das Gebäude verkauft und seitdem nicht mehr vermietet worden: „Ganz zu Anfang haben einige junge Leute, die wohl keine Wohnung

hatten, versucht, das Haus zu besetzen. Eigentlich haben sie niemanden belästigt. Aber trotzdem wurde schon nach zwei oder drei Tagen in einer Nacht- und Nebelaktion geräumt“. Irgendjemand habe der Polizei Zutritt zum Dach gewährt, die dann um 6.30 Uhr von dort aus in die zweite Etage gestürmt sei. Später hätten sich Penner eingenistet und einige Dachbalken zum Heizen benutzt. „Nach dem Feuer hat man dann das Haus endgültig verrammelt und seitdem gammelt es so vor sich hin. Also ich finde, das ist echt 'ne Sauerei.“

Auch Herr Lange aus der Kreftingstraße 12 kennt die Nummer 6 noch aus alten Zeiten. „Als das Haus damals an den Herrn Tümmler vom Bremer Mietbüro verkauft wurde, war es noch in einwandfreiem Zustand“. Dann hätten die Fenster lange Zeit offen gestanden. „Ich fände es jedenfalls viel besser, wenn hier endlich wieder jemand wohnen würde, das ist doch kein Zustand“.

Herr Tümmler vom Bremer Mietbüro, fast zehn Jahre lang Eigentümer, erklärte auf Nachfrage seine Untätigkeit mit Finanzproblemen. Er habe nicht über die nötigen Mittel verfügt, um das Haus wohnbar zu machen. Inzwischen sei sein Besitz wegen der Schulden vom Finanzamt beschlagnahmt worden. „Somit sind mir

seit Ende letzten Jahres die Hände gebunden. Was jetzt aus dem Haus wird, weiß ich auch nicht“. Auch die Friesenstraße 96 macht einen ziemlich verwahrlosten Eindruck. Das ehemalige Feinkostgeschäft mit inzwischen zerfetzter Markise ist nur noch zu erahnen. Konserven, Weine Spirituosen hat einst über dem Ladenfenster gestanden. Jetzt sieht man bloß noch die dunklen Schatten der Buchstaben auf dem Putz. Aus der rechten Hauswand ragt hilflos ein Stromkabel ins Leere, der Balkon auf der Rückseite ist hoffnungslos verrostet.

Dennoch, Nummer 96 ist nicht unbewohnt. Eine ältere Dame, Frau Bruno aus der Nachbar

schaft, ist empört über den Zustand. „Das Haus wurde vor gar nicht so langer Zeit von einem Herrn gekauft, der dann auch einzog. Der kümmert sich jedoch um rein gar nichts. Er hat alle möglichen Sachen in die Räume geschmissen, läßt aber überhaupt nichts ausbessern. Auch den Laden vermietet er nicht, sondern hat ihn verbarrikadieren lassen“. Eine junge Frau kann sich noch daran erinnern wie es hier früher einmal aussah. „Also vor etwa 18 Jahren, als ich noch Kind war, da gab's noch den Laden. Dann hat das Haus lange leergestanden. Davon, daß da jetzt jemand wohnt, habe ich noch nichts bemerkt“.

bz