24 Karat für Else und die Touristen

■ Das Geländer auf der Siegessäule wird vergoldet - zur Freude der Berlinbesucher, die es wieder abfummeln

Tiergarten. Wieder golden glänzen wird alsbald das seit Jahren graugestrichene Geländer zu Füßen von „uns Goldelse“. Parallel zur Werbekampagne des Senats (Berlin, eine glänzende Hauptstadt) läuft die Verschönerungsaktion für die Siegessäule bereits seit zwei Wochen. Knapp 10.000 hauchdünne Folien 24karätigen Blattgoldes müssen in mühevoller Fummelarbeit von zwei Restauratoren auf den knapp 30 Quadratmetern der Geländeroberfläche unter der Siegesgöttin aufgetragen werden. Voraussichtliche Dauer der Sysiphusarbeit: noch mindestens sechs Wochen. Der Preis für die Vergoldung des Geländers liegt, so Siegfried Pahl, technischer Referent beim Senat für Bau- und Wohnungswesen, bei rund 140.000 Mark.

Doch lange wird der Glanz nicht währen, wenn die Aussichtsplattform erst einmal wieder für den Besucherverkehr geöffnet ist. „Da wetzt doch jeder dran rum, dann ist das bald wieder ab“, weiß einer der Restauratoren schon jetzt um seine vergebliche Mühe. Für den repräsentativen Showeffekt hätte es eigentlich genügt, das teure Metall lediglich auf die Außenseite des Geländers aufzutragen. Den Denkmalpflegern liegt jedoch an der getreuen Wiederherstellung des Ursprungszustandes.

Die Arbeit auf der 67 Meter hohen Aussichtsplattform ist indes nicht ganz ungefährlich. Große Plastikplanen, die verhindern sollen, daß der Wind die federleichten Goldblätter verweht, können ab Windstärke vier bis fünf einen unangenehmen Nebeneffekt entfalten: Als Segel wären sie dann möglicherweise in der Lage, die gesamte Säule zum Einsturz zu bringen, befürchten zumindest die Statiker. Wenn's zu windig wird, heißt es für die Goldkleber jedesmal abbauen und abhauen.

Aus informierten Kreisen verlautete, daß die BVG als Werbeaktion für die Olympischen Spiele im Jahr 2000 die Vergoldung aller U-Bahn-Züge plant. Ob das jüngst aufgestellte Graffitimaler-Jagdkommando dann mit Waffen ausgestattet werden soll, war allerdings noch nicht zu erfahren.

Marc Fest