25 Jahre Singapur - „Wirtschaftswunderland“ Asiens

■ Der asiatische Stadtstaat ist ebenso wirtschaftlich erfolgreich wie politisch autoritär / Die Stadt zählt 2,6 Millionen Menschen

Berlin (taz/ips) - Bis zum Jahr 2000 soll es geschafft sein. Dann will Singapur den Lebensstandard seines großen Vorbildes Schweiz erreicht haben. Schon jetzt hat das Land am Südzipfel Malaysias das nach Japan zweitgrößte Pro-Kopf -Einkommen in Asien.

Gestern wurde die 25jährige Unabhängigkeit von Großbritannien mit Düsenjäger-Überflügen, einer Staatsfeier und Paraden begangen. Rot-weiße Fahnen flattern überall. Der Anlaß zum Feiern ist jedoch begrenzt - der Wohlstand hat seinen Preis.

Denn der Stadtstaat Singapur hat nicht nur einen der umschlagstärksten Häfen der Welt und nach einer Rezession Mitte der achtziger Jahre ein bedeutendes Finanzzentrum. Singapur hat auch seinen Ministerpräsidenten Lee Kwan Yew, einen autoritären Machthaber, der, wenn es für die singapurische Wirtschaft notwendig wird, mit eiserner Faust Lohnstopps und -kürzungen durchsetzt und in einem solchen Maße für einen konformistischen Lebensstil sorgt, daß jährlich Tausende gut ausgebildeter Fachkräfte den repressiven Staat verlassen.

Offen diskutiert werden darf dies in der Presse nicht; die inländischen Medien sind gelähmt worden, und Kritik aus dem Ausland läßt Ministerpräsident Lee nicht gelten. Die in Hongkong erscheinende renommierte Zeitschrift 'Far Eastern Economic Review‘ wurde gerichtlich belangt, und das ebenfalls gewiß nicht linker Umtriebe verdächtige 'Asian Wall Street Journal‘ wird nur noch begrenzt verkauft, seit es über den Umgang der Lee-Regierung mit kritischen Rechtsanwälten berichtete. Prompt erhielten seine Journalisten ein Einreiseverbot.

Aus Sorge um den Rückgang der Bevölkerung - derzeit leben in Singapur 2,6 Millionen Menschen, davon 75 Prozent ChinesInnen und 15 Prozent MalaysierInnen - bemüht sich die Regierung jetzt um Einwanderer aus einem anderen „Wirtschaftswunderland“ Asiens: Hongkong-Chinesen, die der britischen Kronkolonie vor der Angliederung an China 1997 entfliehen wollen, sind hier gerne gesehen - zumindest offiziell und lieber als die Tausende von Billigarbeitskräften, die allmorgendlich aus Malaysia auf Lkws herangekarrt werden.

diba