„Waffenstillstand ist keine Kapitulation“

■ ANC führt erklärende Anzeigenkampagne / ANC-Jugend will „Verteidigungskomitees“ ausbauen

Johannesburg/Port Elizabeth - (afp/taz) Der Afrikanische Nationalkongreß (ANC) will nach der am Montag entschiedenen sofortigen Suspendierung des bewaffneten Kampfes seinen Anhängern den Gewaltverzicht in einer gewalttätigen Gesellschaft verständlich machen. Noch diese Woche sollen entsprechende Informationsveranstaltungen laufen. „Der bewaffnete Kampf ist nicht eingestellt worden. Der bewaffnete Flügel des ANC, der Umkhonto we Sizwe, ist nicht aufgelöst worden. Wir haben nicht auf unser Recht verzichtet, uns selbst zu verteidigen“, wird in ganzseitigen Zeitungsanzeigen stehen. Die ANC-Entscheidung sei ein moralischer Sieg der Schwarzen, keine Kapitulation.

Der Sprecher der ANC-Jugend (SAYCO), Parks Mankahlana, kündigte am Mittwoch an, man werde „Verteidigungskomitees“ in den Townships ausbauen und weiter Jugendliche für den militärischen Flügel des ANC anwerben. „Die Rechtsextremen haben eine Armee. Die Inkatha hat ihre Armee. Die Regierung hat ihre Armee. Ihre Absicht ist, uns anzugreifen. Wenn unsere Jugend sich nicht unserer Armee anschließt, welche Möglichkeit haben wir dann noch, uns zu verteidigen?“

Wie stabil ein örtlich begrenztes Friedensabkommen zwischen ANC und der konservativen Zulu-Organisation Inkatha ist, das am späten Mittwoch abend für das Township Kagiso westlich von Johannesburg geschlossen wurde, bleibt abzuwarten. Allein diese Woche kamen dort 15 Menschen bei Auseinandersetzungen zwischen den beiden verfeindeten Bewegungen ums Leben. Der Führer der Inkatha-Bewegung in der Provinz West Rand, Evans Sobiso, der an den Verhandlungen teilgenommen hatte, wertete das Abkommen als großen Erfolg. Auch der Vertreter des ANC, Ben Ntsimane, hob die Bedeutung des Abkommens hervor.

Direkte Gespräche zwischen ANC-Vize Nelson Mandela und dem konservativen Zulu-Inkatha-Führer Buthelezi kamen bisher noch nicht zustande. Von Natal weitet sich der Kampf um die Macht aus. Allein dort wurden in vier Jahren mehr als 3.500 Menschen getötet. Der ANC wirft der Polizei dabei vor, die regierungsfreundlichere Inkatha zu decken und bei friedlichen Demonstrationen wie vor zwei Wochen in Sebokeng die Inkatha-Anhänger nicht zu entwaffnen.

AS