Viren zieren den Doppelhunderter

■ Berliner Bundesdruckerei produziert neue 200-DM-Scheine, sagt aber nicht wieviele / Die Note ziert Paul Ehrlich (nomen est omen?), Erfinder des Syphilis-Medikaments

Kreuzberg. In Kreuzberg wird dieser Tage das große Geld gemacht. Die Bundesdruckerei in der Oranienstraße hat die Notenpressen angeworfen, um funkelnagelneue Geldscheine zu drucken. Für die neue Notenserie der Bundesbank drucken die Berliner eine Neuschöpfung - den 200-DM-Schein. Anfang Oktober sollen die neuen Zweihunderter auf den Markt kommen.

In der Druckerei gibt man sich reserviert. Auskünfte könne man nicht geben, heißt es aus der Presseabteilung, „wir sind hier bloß die Drucker“. Wäre eine Besichtigung der Produktion möglich? Um Himmels willen, nein! An die Geldmaschinen komme „so ohne weiteres“ niemand ran. Für Infos ist die Frankfurter Zentrale der Deutschen Bundesbank zuständig: alle acht deutschen Banknoten werden in vier Druckereien neu aufgelegt, in Berlin werden die Zweihunderter und die Zehner gedruckt. Nach der Einführung des neuen Geldes im Oktober bleibt das alte erst mal noch gültig und wird auch nach der Ungültigkeit noch von der Bundesbank umgetauscht, denn „es soll ja keine Panik entstehen“, sagt Gabriele Reitz von der Bundesbank.

Nötig sei das neue Geld, um es sicherer gegen Fälschung zu machen. „Wir hatten die alten Scheine dreißig Jahre lang, das ist einmalig in Europa.“ Der neue Zweihunderter aus Berlin ist orangerot. Von ihm blickt historisch-nachdenklich der Chemiker und Immunitätsforscher Paul Ehrlich. Der Hintergrund zeigt die Welt des Nobelpreisträgers: Frankfurt, ein Mikroskop, die Molekularstruktur von Arsenobenzol (das von Ehrlich entwickelte Syphilis-Medikament) und jede Menge Viren und Bakterien.

Zweihunderter werden gebraucht, sagt Gabriele Reitz, weil die blauen „Hunnis“ die „beliebtesten und stückzahlenmäßig am meisten nachgefragten“ Geldscheine sind. „Die Lücke zum Fünfhunderter war zu groß.“ Die leidgeprüften Noch-DDR -Bewohner müssen sich allerdings nun in einem Jahr schon an die dritte Währung gewöhnen.

Natürlich müsse durch die Währungsunion jetzt mehr Geld gedruckt werden als ursprünglich geplant, heißt es aus Frankfurt. Wieviel Geld jedoch gedruckt wird, bleibt Geheimnis der Bundesbank. Die Frankfurter Parole lautet: „Keine Auskünfte über den Umfang des Drucks.“

Bernhard Pötter