Rindfleisch: Wahnsinn und Tuberkulose

■ Ein Gespräch mit dem Elsflether Großschlachter Rolf Piepmeier / „Ich schlachte nur Rinder von hier“

Rolf Piepmeier („Ich bin der Mercedes im Fleisch“) schlachtet in Elsfleth jede Woche 70 bis 100 Bullen und verkauft das Fleisch in großen Portionen - Viertel, Hälften

-an EndverbraucherInnen. Wie wirken sich die Debatten um Rinderseuche und tuberkulosekranke Tiere aus der DDR auf den Betrieb aus? Die taz sprach mit dem Großschlachter aus der Wesermarsch.

taz: Der Rinderwahn kommt in die Bundesrepublik....

Rolf Piepmeier: Er kommt ja noch nicht!

Wissen Sie das sicher bei Ihren Kühen?

Kühe schlachten wir nicht, sondern Bullen, nicht kastrierte männliche Tiere.

Sie leben davon, Rinder zu schlachten und zu verkaufen. Welche Auswirkungen hat die Rinderseuche auf Ihren Betrieb?

Für mich ist dieses Thema positiv. Fleisch ist ein Lebens -Mittel. Viele Leute betrachten Fleisch als Mittel, um satt zu sein. Ich aber als Genußmittel.

Aber jetzt bleiben Ihnen die Kunden weg?

Nein. Eher im Gegenteil. Bei mir kaufen Mohammedaner, weil das Fleisch nach ihren Grundsätzen rein ist: Wir schlachten grund

sätzlich keine Schweine. Und die deutschen Kunden wollen genießen. Die wissen: Dieser Bulle kommt aus der Umgebung, die

laufen hier, in der Wesermarsch.

Die Rinderseuche, die sogenannte Traberkrankheit, ist ja dadurch entstanden, daß manche Leute profitgierig waren...

Das könnte Ihnen nie passieren...

Moment mal. Die Abfälle des Schafes - der Kopf, die Augen und das Gehirn, wurden in England nicht verbrannt und weggeschmissen, sondern einer Tiermehlfabrik zugeführt. Und dieses Tierfutter wurde nicht nur den Schweinen gegeben, sondern auch den Rindern, in England. Und ein Rind kann diesen Bazillus nicht umsetzen. Der bleibt.

Und bei Schweinen wäre diese Verfütterung nicht schlimm?

Das Schwein ist nur ein neutraler Träger, das erkrankt selbst nicht. Kann aber die Krankheit übertragen, auch an Menschen. In Libyen, wo die Menschen die Augen dieser Tiere essen, haben inzwischen viele diese Krankheit.

Sie beschäftigen sich ja nun nicht mit der Aufzucht von Rindern, sondern sie kaufen und schlachten sie. Sie können doch gar nicht wissen, was die Wesermarsch-Bauern verfüttert haben.

Über die Einfuhr des Fleischmehls aus England gibt es Statistiken: Das war unter einem Prozent. Die Frage ist nur, wo! Und das weiß man nicht. Es könnte natürlich sein, daß auch hier einige Landwirte englische Zuchttiere eingeführt haben, Galloways und wie die alle heißen. Ob die das nun übertragen - diese Krankheit bricht ja erst nach Jahren aus

-das weiß man nicht.

Ausschließen können Sie die Krankheit für Ihre Tiere also nicht?

Die Leute hoffen, daß das Fleisch aus der Wesermarsch gesund ist. Ausschließen kann man überhaupt nichts, aber wir gehen davon aus, daß die Landwirte hier dieses Tierfutter überhaupt nicht gekauft haben. Und diese Bauern hier haben ja Gras und Mais. Da wird ja nicht so zugefüttert. Und man kann annehmen, daß sie auch keine englischen männlichen Tiere zur Aufzucht benutzen, die haben ja ihre eigene Zucht.

Jetzt hat ja das Veterinäramt in Cloppenburg gewarnt vor dem Kauf von leukoseverseuchten Rindern aus der DDR. Tierhänd

ler sollten sich für in der DDR gekaufte Tiere eine amtliche Gesundheitsbescheinigung besorgen, daß die Tiere weder Leukose noch Brucellose und Tuberkulose haben.

Ich schlachte grundsätzlich keine Tiere aus der DDR, anders als etwa der Schlachthof Bremen. Deshalb hatten ja die Bauern aus der Wesermarsch protestiert bei einer Versammlung. Ich schlachte nur Tiere von hier, weil ich will, daß die Menschen glücklich sind.

Mein Geschäft heißt „Piepmeier EG-Schlachthof Wesermarsch“. Wir sind von der EG zugelassen, in der ganzen DDR gibt es das nur zweimal, deshalb kommt das ganze Vieh hierher, weil die das da bei den strengen Vorschriften gar nicht schlachten dürfen, um es in den EG-Ländern zu verkaufen.

Was essen Sie?

Ich eß‘ nur Rindfleisch. Schweinefleisch ist ja Gift. Die Purine setzen sich in den Herzkranzgefäßen ab, und die Ablagerungen kriegen Sie nicht wieder weg. Der Mensch ist, was er ißt! Fragen: S.P