Roma verlassen den Platz vor dem Reichstag

■ Nach Einigung mit Sippenältesten neuer Stellplatz am Spreebogen / Ein Dauerstellplatz wird weiter gesucht

Tiergarten. Wohnwagen einspannen, umziehen, Wohnwagen wieder ausspannen - nach und nach leerte sich gestern die Wiese zwischen Entlastungsstraße und Tempodrom sowie der Platz der Republik: Die fahrenden Roma zogen zurück auf den vom Bezirksamt zugewiesenen Stellplatz am Spreebogen. Darauf hatte sich Tiergartens Bezirksbürgermeister Naujokat (SPD) am Donnerstag im Beisein von Innensenator Pätzold (SPD) sowie Vertretern der Berliner Sinti-Union mit den Sippenältesten der Familien geeinigt. Wer die Grünflächen vor dem Reichstag bis heute morgen nicht geräumt hatte, mußte mit einer Zwangsumsetzung auf eigene Kosten rechnen.

Das vom Bezirksamt zugewiesenen Areal am Spreebogen hatte sich gestern mit rund 80 bis 100 Wohnwagen und Autos unterschiedlichster Größe und Preisklasse gefüllt - vom Mercedes 500 aus dem Ruhrpott, Frankreich oder Belgien bis zum Lada mit kleinem Campinganhänger aus Polen. „Viele Familien sind aber auch abgefahren, teils weil sie von dem Theater um einen Stellplatz genug haben, teils weil ihr Urlaub ohnehin zu Ende ist“, vermutet Markus Rosenberg, Geschäftsführer der Berliner Sinti-Union. Deren Vertreter waren in den letzten Wochen von den Behörden immer wieder als Vermittler in Anspruch genommen worden.

Toilettencontainer und Mülltonnen sind am Spreebogen weiterhin Mangelware, obwohl nach Angaben Rosenbergs den Roma eine bessere Ausstattung vom Bezirksamt zugesagt worden ist. Die wenigen Mülltonnen sind schnell überfüllt. Der Abfall, der mangels Platz daneben abgestellt wird, wird bei der Leerung offensichtlich liegengelassen. Zum Teil stammt der Müll noch vom Multi-Media-Spektakel „The Wall“.

Die Suche nach einem dauerhaften Stellplatz für Sinti und Roma ist damit nicht beendet. Die Senatorin für Familie, Frauen und Jugend, Anne Klein, hatte gestern nochmals bekräftigt, daß in einer Stadt mit Metropolen-Ambitionen für Sinti und Roma „angemessene Stellplätze selbstverständlich sein müssen“.

anb