Noch ist es ein weiter Weg bis zu einer „Solarhauptstadt“ Berlin

■ Abschluß der Solarmobil-Ralley / Der Senat plant keine Förderung von Solarmobilen

West-Berlin. Der Strom für zehn Maschinen 60-Grad-Wäsche reicht aus, um mit dem Auto von Hamburg nach Berlin zu fahren. Das bewies das Schweizer Solarteam mit dem Prototyp „Stromboli“ mit der Startnummer 12, das bei der Solarmobilrallye, die gestern in Berlin zu Ende ging, den Energiesparpreis erhielt. Die 16,7 Kilowattstunden, die unterwegs aufgetankt werden mußten, entsprechen 0,4 Litern Normalbenzin auf 100 Kilometern. Sieger in den einzelnen Kategorien wurden die Fahrzeuge, die nicht nur schnell, sondern vor allem ökonomisch gefahren waren.

„Wir müssen mit Phantasie und Politik aufzeigen, wo Energiesparpotentiale sind“, forderte Umweltsenatorin Michaele Schreyer bei der Preisverleihung. Ihr Favorit: Das windschnittige Cabrio mit den dekorativen Sonnenkollektoren, welches sie sogleich ausprobierte. Was sie politisch für den sonnenbetriebenen Individualverkehr tun könnte, zeigt ihr Amtskollege Jörg Kuhbier aus Hamburg: Als einziges Bundesland unterstützt Hamburg den Kauf von Solarmobilen mit 4.500 DM pro Sitzplatz. Das dänische Modell „Mini-El“ ist schon für 9.500 DM im Handel erhältlich. Das Dienstfahrzeug des Hamburger Umweltsenators nahm ebenfalls an der Rallye teil und belegte in der Kategorie „Serienfahrzeuge“ den 3. Platz. In Berlin werden vor allem Haussolaranlagen gefördert. Der Senat plant bisher nicht, die Sonnenenergie von den Dächern auf die Straße zu holen, Solartankstellen einzurichten oder die S-Bahn-Dächer mit Sonnenkollektoren zu bestücken.

Dabei sind die Vorbilder der abgasfreien und lärmarmen Fortbewegung im Museum für Verkehr und Technik zu begutachten: bereits in den 20er und 30er Jahren wurde der gesamte Paketdienst der Berliner Post mit Elektrofahrzeugen abgewickelt, in Ost-Berlin waren sie sogar bis in die 60er Jahre im Einsatz. Öffentliche Einrichtungen müssen auch jetzt wieder eine Vorbildfunktion erfüllen, forderte Gotthard Schulte-Tigges vom Berliner „Verein zur Förderung der Solarenergie“.

Berlin soll zur „Solarhauptstadt“ werden, das wünscht sich jedenfalls die Umweltsenatorin. Die Konzepte für Elektrofahrzeuge liegen bereits in den Schubladen der Automobil-Firmen. Für die Veranstalter der Solarmobilrallye, den Hamburger und Berliner Solarvereinen, heißt das Gebot der Stunde nicht „Wir sind das Volk“, sondern „Wir wollen anders fahren“ (Wie wär's mal mit Fahrradfahren?, säzzer).

Claudia Haas