Meinungsforscher: DDR-Wahlmüdigkeit

Berlin (taz/ap) - Unter den Bürgern der DDR macht sich Wahlmüdigkeit breit. Nach einer vom Zentralinstitut für Jugendforschung in Leipzig Ende Juni erstellten Umfrage unter rund 1.300 Bürgern wollten nur noch 77 Prozent der Befragten zu den nächsten Wahlen gehen, was weit unter der Wahlbereitschaft liegt, die frühere Umfragen ergeben hätten. Die CDU kam bei der Erhebung auf 35 Prozent der Stimmen. Bei der Volkskammerwahl im März hatte sie knapp 41 Prozent errungen, bei den Kommunalwahlen im Mai gut 34. Für die SPD notierten die Meinungsforscher 26 Prozent. Sie war im März und im Mai auf rund 21 Prozent gekommen. Als nächststärkste Partei folgte bei der Umfrage die PDS, für die sich 14 Pozent aussprachen. Ihr Stimmenanteil hatte bei der Volkskammerwahl bei 16 Pozent gelegen, bei den Kommunalwahlen bei 14,5. Das Bündnis 90 der Bürgerbewegungen sahen die Meinungsforscher Ende Juni bei sieben Prozent. Bei der Volkskammerwahl hatte es nur knapp drei Pozent der Stimmen auf sich vereinen können, bei den Kommunalwahlen 2,4. Fünf Prozent erreichten bei der Umfrage die Liberalen, die auch bei der Volkskammerwahl in etwa mit diesem Wert abschnitten. Bei fünf Prozent lagen der Umnfrage zufolge auch die Grünen, zusammen mit dem Unabhängigen Frauenverband. Bei der Volkskammerwahl waren sie zusammen auf knapp zwei Prozent gekommen. Nach Meinung von Günther Roski (ZIJ) gibt es vor allem bei CDU und SPD Anzeichen dafür, daß sie eine Stammwählerschaft an sich binden, was auch für die PDS gelte. Im Juni sei die SPD in Ost-Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern als stärkste Partei aus der Untersuchung hervorgegangen. Dagegen habe die CDU in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt vorne gelegen. Günther Roski zog die Schlußfolgerung: „Es entsteht der Eindruck, daß das bundesdeutsche Parteiensystem sich bereits vor der Vereinigung von DDR und BRD in der DDR fest etabliert hat.“