Unter Menschen und Normalen

■ Wohnungsbauministerin Gerda Hasselfeldt auf PR-Tour in Bremen

Die ersten Bürgerinnen hängen an ihrem Mund, die grimme Reporterin von FFN und immmer scharf dahinter die Langmütige von RB drücken der Ministerin die Schaumköpfe ihrer Mikrophone an den Mund: was für Bürger sie denn so sprechen wollten? „Mieter Wohnungssuchende Bauwillige“ spricht es in zartem Bayrisch unter dem Sonnenschirm über den schmalen gepolsterten Schultern zwischen den christlich-politischen Body-guards („Wollen Sie auch etwas erfahren?“) an der Ecke Ansgarikirchhof/Obernstraße am Dienstag zwischen 13.21 und 14.01 Uhr. „Klientel vielschichtig, Probleme differenziert“ saugen die Schaumköpfe von den Hasselfeldtschen Lippen, dann sorgt ein Body-Guard dafür, daß das Gespräch dem Bürger jetzt näher kommt. Dieses hätte FFN auch gern mitgesaugt. „Mein Problem ist dafür zu brisant“ wehrt der erste Bürger ab. Die Reporterinnen lassen knurrend ab. Der Bürger drängt die Ministerin in eine Ecke, er hat verschiedene Wohnungen ausgebaut, eine davon als Studentenwohnung. „Bin ja auch

mal Student gewesen die Sache ist verzwickt sie hat es nicht selber gemietet nach vierzehn Tagen Drogenhölle Mercedes Verhältnis zu der Mutter von ihr wie können wir gewinnen gegen den Mietmißbrauch in Bremen Drogenhölle aus dem Wohnzimmerschrank Schuhregale gemacht halten Sie mal.“ Die Ministerin hält auf einmal die umfängliche Akte des spindligen Krampf- und Dampfredenden in der Hand, der Mann fördert aus seiner Aktentasche eine in grünes Krepp eingewickelte Spritze zutage. Die Body-Guards beginnen das Recht der nächsten Bürger zu sichern. Der erste Bürger ernüchtert:„Sie können mir nicht helfen? und der Staat zahlt die Mieten ich sag's der Polizei, Container her, Scheibe raus, Möbel raus...“ Der nächste Bürger tritt vor, ihm geht's schier gar nicht um „Raumordnung, Bauwesen oder Städtebau“, er will so ein bißchen reden mit der Prominenten von der CDU. Die PR-Berater fragen einen, ob er vielleicht mal will. Nein: „Ich kann mich so einer Prominenz nicht anbieten. Ich schäme mich, weil ich arbeitslos

bin.“ Die nächsten treten vor. Das buten & binnen-Team verzehrt sich nach einem normalen Bürger. „Wir heißen Schulze“, spricht der Mann in zwei Mikrophone, dann tönt der Bohrhammer von dichtbei über alles. „Etwas konkreter können Sie es nicht sagen,“ fragt Herr Schulze Frau Hasselfeldt, als man wieder was versteht. Jemand tritt herzhaft auf meinen linken Fuß. Der nächste Bürger entschuldigt sich, nicht normal zu sein, wie von buten & binnen verlangt: „Bin von der Front Immobilienmakler kann man nicht was machen mit den Stellplätzen ich als Fachmann weiß wieviel eine Wohnung wert ist Bremen tut sich schwer einen Mietspiegel zu erstellen begrüßen die Erstellung eines Mietspiegels mehr Transparenz“ Die Erstellung mit der Transparenz kam jetzt von der Ministerin. Wieder betritt jemand meinen Fuß. Jetzt versucht auch noch Peter Kudella, voll braun auf beiden Pausbacken gebrannt, in das Mikro der Langmütigen von Radio Bremen zu gelangen, das ist zuviel, ich weiß jetzt genug über Wohnungsbau.

Uta Stolle