Jugoslawische Business- Class

■ Das mit Profis gespickte jugoslawische Nationalteam gefällt bei der Basketball-WM

Berlin (taz/dpa) - Da konnten die Brasilianer rebounden und täuschen, sich strecken und recken nach allen Regeln der Basketballkunst: Gegen die Europameister aus Jugoslawien war am Montag kein Kraut gewachsen. Mit 105:86 Punkten gaben die Südamerikaner niederschmetternd deutlich ihr erstes von drei Viertelfinalspielen bei der Weltmeisterschaft in Argentinien ab.

Doch obwohl Brasilien als Mitfavorit gilt, überraschte nur die Höhe der Niederlage. Schließlich ist die jugoslawische Nationalmannschaft gespickt mit Spielern, die ihr täglich Honigbrot in der besten Liga der Welt, der US-Profiliga NBA, verdienen: Drazen Petrovic, Zarko Paspalj und Vlade Divac. Alle drei haben seit einem Jahr hochdotierte Verträge in den USA. Was den vierten Star des Jugoslawien-Teams, den 22 Jahre alten Toni Kukoc nun bewog, sich ebenfalls der NBA anzubieten.

Und ein weiterer Basketball-Megastar wird Jugoslawien ebenfalls verlassen: Der 2,12 Meter lange und 23 Jahre alte Dino Radja, der dem Viertelfinale mit Gipsbein beiwohnte, wird künftig für den italienischen Erstligisten Messagero Rom spielen. In Buenos Aires gab er den Abschluß eines Fünf -Jahres-Vertrages zu - für die Traumgage von 15 Millionen Dollar. Radja spielte bisher für den jugoslawischen Meister und Europapokalsieger Jugoplastika Split.

Schon letztes Jahr wollte er zum Großverdiener aufsteigen, hatte bereits einen Vertrag mit dem NBA-Klub Boston Celtics geschlossen. Doch seinen Heimatverein schmerzte der Abschied zu sehr, er verweigerte die Freigabe und erwirkte gerichtlich Radjas Rückkehr nach Split.

Angesichts seiner Business-Class-Mannschaft hatte der jugoslawische Trainer Dusan Ivkovic nach der Galavorstellung gegen den zweimaligen Weltmeister Brasilien leicht drohen: „Wir werden uns in den nächsten Spielen noch steigern“, orakelte er in Siegerlaune. In der Tat war das „Ein-Mann -Team“ Brasiliens machtlos. Nur Oscar Daniel Schmidt, der, wie der Name erahnen läßt, einen deutschen Vater hat, konnte den sicheren Kombinationen des Gegners mit 40 eigenen Punkten etwas entgegensetzen.

Zwei europäische Teams hat das Schicksal schon in der Vorrunde ereilt: Italien, der EM-Vierte von 1989, und Spanien, gegen die das BRD-Team im November im entscheidenden EM-Qualifikationsmatch 11 Punkte Rückstand aus dem Hinspiel aufholen muß.

Für Griechenland, das in den letzten Jahren mehrfach gegen die UdSSR gewann, war es beim ersten Viertelfinalspiel aus mit Hoffen. Vom sowjetischen Olympiasieger wurden sie klar mit 75:57 abgeledert. „Wir waren psychisch und physisch am Ende“, sagte Griechen-Coach Efthimis Kioumourtzoglou, in dessen Team selbst der beste Werfer Giannakis (22 Punkte) unter seinen Möglichkeiten blieb.

Große Probleme hatten die Titelverteidiger USA bei ihrem 104:100 über Argentinien, trotz des phänomenalen 19jährigen Kenny Anderson.

7.000 betuchte Edelfans (die Karten sind mit 75 bis 200 Dollar unverschämt teuer bei einem Durchschnittseinkommen von 400 Dollar) feierten die knappe Schlappe wie einen Sieg. Schon das Erreichen des Viertelfinales gilt als Erfolg.

miß

Puerto Rico-Australien 89:79; Plazierungsrunde: Südkorea -Kanada 86:124, Spanien-Ägypten 107:73