Löwenthal soll's richten

■ DSU für Rehabilitierung der Stalinismus-Opfer

Berlin (taz) - Einen ganz Alten konnte die DSU gestern als Newcomer präsentieren: Gerhard Löwenthal war der Star auf einer Pressekonferenz zum Jahrestag des Mauerbaus in Ost -Berlin.

„Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“, zitierte Löwenthal Dudinzews berühmten Buchttitel; es gehe nicht nur um die ökonomische Misere in der DDR, sondern auch „um die Vergangenheitsbewältigung“. Löwenthal forderte die Rehabilitierung der Stalinismusopfer und die „zügige Verurteilung der Schuldigen“. „Keine Alliierten nehmen uns wie 1945 diese Aufgabe ab.“

Und dann wurde er lautstark und konkret: „Ich fordere Herrn Gysi öffentlich auf, die Parteimilliarden einer Stiftung für die Stalinismusopfer zur Verfügung zu stellen.“

Die DSU bot zu diesem Jahrestag gewissermaßen parteieigene Opfer des Stalinismus auf: zum Beispiel den Vorsitzenden der DSU-Mecklenburg, Willi Lehmann. Als Achtzehnjähriger wurde er wegen „Republikflucht“ zu 20 Monaten Gefängnis verurteilt.

Mit dem Hinweis auf die Freiheitskämpfer der Partei betonte Walther, die DSU sei „nicht nur theoretisch dicht an den Menschen“. Bei der Vergangenheitsbewältigung „stehen wir den Bürgerrechtsbewegungen nahe“. Insbesondere schossen sich die DSU-Vertreter auf den amtierenden Justizminister Wünsche ein und forderten die Amtsenthebung der Richter und Staatsanwälte, die für die politische Justiz verantwortlich waren. Trotz aller vehementen Kritik am Justizminister und an Ex-Parteimitglied Diestel, wollte sich die DSU auf einen Koalitionsbruch allerdings nicht einlassen.

Grabowski/Hartung