Israels Bevölkerung fürchtet C-Waffen

■ Versorgung mit Gasmasken läuft an / In den besetzten Gebieten wird eine neue Eskalation erwartet

Aus Tel Aviv Amos Wollin

Wie Beamte des Verteidigungsministeriums mitteilten, laufen in Israel nun Vorbereitungen an, umfassend Gasmasken an die Bevölkerung zu verteilen. In naher Zukunft sollen alle Haushalte mit Masken ausgerüstet werden. Die Entscheidung wurde offenbar auf dem Hintergrund eines starken öffentlichen Drucks getroffen. Denn gegenwärtig scheint in Israel die Angst, der Irak könne das Land mit chemischen und biologischen Waffen attackieren, weit verbreitet zu sein.

Die Behörden betonten dabei allerdings, daß der jetzigen Entscheidung aber keine veränderte Einschätzung bezüglich der Wahrscheinlichkeit eines irakischen Angriffs zu Grunde liege. Nach wie vor halte man das Risiko eines Angriffes aus Bagdad für relativ gering. Die israelischen Medien meinten, die bevorstehende Gasmasken-Verteilung werde „nicht in überhasteter Form geschehen, um eine überflüssige, öffentliche Panik zu vermeiden.“

Bei privaten Händlern sind Gasmasken bereits zur Mangelware geworden. Vor allem deutsche Fabrikate, mit Preisen um 120 US-Dollar, sind der Renner. Viele Israelis, die es sich leisten konnten, haben für ihre Familien bereits zu Beginn der Golf-Krise Gasmasken besorgt.

Ein weit gewichtigeres Problem als fehlende Masken stellt aber die völlig unzureichende Zahl von Luftschutzbunkern da. Die Tageszeitung 'Al-Hamishmar‘ meldete am Montag, daß für ungefähr ein Viertel der israelischen Bevölkerung keine Bunkerplätze zur Verfügung stehen. Vieles deutet gar darauf hin, daß der Anteil der „Schutzlosen“ noch weit höher sein könnte. Nach Schätzungen wären etwa 500 Millionen US-Dollar nötig, um entsprechende Baumaßnahmen durchzuführen. Doch weder die Stadtverwaltungen noch die Militärbehörden verfügen über diese Mittel.

Sorgen bereiten den israelischen Behörden im Moment auch die starken Sympathiebekundungen der in Israel und den besetzten Gebieten lebenden Palästinenser für den irakischen Präsidenten Saddam Hussein. Die israelischen Truppen in den besetzten Gebieten haben nun die Order erhalten, alle Solidaritätsaktionen von Palästinensern mit dem Irak zu unterbinden. Beobachter gehen davon aus, daß diese Instruktionen für die Armee zu einer neuen Eskalation von Gewalt und zu „Zwischenfällen“ in der Westbank und im Gaza -Streifen führen werden. In Nablus, Ramallah und an mehreren Orten im Gaza-Streifen ist es bereits zu einer gewaltsamen Auflösung von pro-irakischen Demonstrationen gekommen. Mehrere Palästinenser wurden dabei verwundet.