Der schwerste Job

■ DDR-Arbeits- und Sozialministerin Regine Hildebrandt

Diese Frau hat den wohl schwersten Job in der DDR-Regierung. Regine Hildebrandt (49), promovierte Biologin und Mutter von drei Kindern, bekleidet seit April dieses Jahres das Amt der Arbeits- und Sozialministerin. Die Sozialdemokratin, im Herbst des letzten Jahres begann sie ihre politische Karriere bei der Bürgerrechtsbewegung „Demokratie Jetzt“ und trat der SPD eine Woche nach deren Parteigründung bei, gerät immer wieder in die Rolle der Kassandra. Gesundbeten ist ihre Sache nicht - kein Wunder bei den rasch ansteigenden Arbeitslosenzahlen und der Erkenntnis, daß das westdeutsche Unternehmertum die DDR nur als Absatzmarkt und nicht als Feld für (Arbeitsplätze schaffende) Investionen betrachtet. Und: Sie läuft stets Gefahr, zwischen alle Stühle zu geraten.

Wenn sie zu gemäßigten Tarifforderungen rät, sind die nach Westgehältern gierenden DDR-Arbeitnehmer sauer. Und wenn sie Geldforderungen in Milliardenhöhe an die Bonner Adresse richtet, ist ihr der Mißmut aus dem Kohl-Kabinett gewiß. Dennoch zählt Regine Hildebrandt zu den erfolgreichsten Mitgliedern der Regierung de Maizieres. Immerhin sind, mit Hilfe ihrer Vermittlung, sehr schnell Tarifverträge beschlossen worden, mit denen beide Seiten leben können. Und: Regine Hildebrandt riskiert die kesseste Lippe, wenn es gegen Unverschämtheiten wie jenen von Bundesfinanzminister Waigel geht.

Während andere, vornehmlich männliche DDR-Minister, sich schnell den glatten, mehr verschleiernden als aufhellenden Politikerton zugelegt haben, wirkt Hildebrandt erfrischend die Arbeitsministerin kann sich noch richtig echauffieren und tut dies auch.

Ak