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Isolierter Hussein umwirbt Teheran

■ Iraks Staatschef bietet dem Ex-Feind Friedensregelung an / Iran reagiert vorsichtig, Israel beunruhigt

Aus Tel Aviv Amos Wollin

Angesichts der internationalen Isolierung des Irak hat Staatschef Saddam Hussein gestern der iranischen Führung eine rasche und umfassende Friedensregelung angeboten. Die Offerte enthält irakische Vorleistungen, die bis zur Annexion Kuwaits unvorstellbar waren und offensichtlich den Druck widerspiegeln, unter dem der Bagdader Regent steht.

Ausgangspunkt der Vorschläge von Saddam Hussein ist, daß beide Staaten zum Abkommen von Algier von 1975 zurückkehren. Nach dieser Vereinbarung verläuft die Grenze im Schatt al -Arab entlang der tiefsten Rinne im Fluß. Diese Konzession an Teheran verband Saddam mit der Forderung nach beiderseitigem Truppenrückzug und dem Austausch aller Gefangenen. Mit dem einseitigen Rückzug aller irakischen Soldaten, die noch auf iranischem Boden stehen und der Entlassung von Kriegsgefangenen will Bagdad bereits morgen in Vorleistung gehen.

Die wichtigsten Punkte des Algierer Vertrages lauten: Auf der Grundlage des 1913 geschlossenen Abkommens von Konstantinopel und der Protokolle der 1914 eingesetzten Grenzkommission sollen die Grenzen endgültig festgelegt werden. Die Flußgrenze wird vom Endpunkt der Landgrenze zwischen Iran und Irak durch die Mittellinie der schiffbaren Wasserstraße bis zur Mündung markiert. Diese Regelungen erfüllen die Forderungen, die der Iran stets erhob.

In Teheran reagierte man zunächst abwartend, wenn auch mit „optimistischem“ Unterton, und sagte eine genaue Prüfung zu. Bagdad und Teheran befinden sich seit ihrem Waffenstillstand, mit dem 1988 der achtjährige Golfkrieg zu Ende ging, im Zustand eines „Nicht-Krieges“. Alle indirekten Gespräche über die Verwirklichung der UNO -Waffenstillstandsresolution verliefen im Sande. Im vergangenen Frühjahr gab es erstmals Hinweise auf hochrangige Direktverhandlungen.

Ob sich Iran jetzt aus der Front der Irak-Gegner herausbrechen läßt, bleibt jedoch fraglich. Die Führung um Präsident Rafsandschani hatte den irakischen Überfall auf Kuwait und die anschließende Annexion scharf verurteilt. Außenminister Welajati machte zusätzlich klar, sein Land werde auch keine Lösung akzeptieren, die darauf hinauslaufe, daß Bagdad nach einem eventuellen Rückzug aus dem Emirat die vorgelagerte, strategisch wichtige Insel Bubijan behält.

Teheran will Annährerung an die USA

Dr. David Menaschri, der Iran-Spezialist des „Dayan Instituts“ der Tel Aviver Universität, verweist auf die auffallend zurückhaltende Reaktion der Teheraner Führung im Zusammenhang mit der Golf-Krise. Ein Teil der iranischen Politiker neigt offenbar dazu, die gegenwärtige Krise für eine weitere Annäherung an die USA zu nützen. Auch die Amerikaner, so Menaschri, sind an einer neuen Zusammenarbeit mit Iran interessiert. Vor allem die Gespräche, die Washington seit geraumer Zeit mit Damaskus führt, deuten angesichts der engen Beziehungen zwischen Syrien und dem Iran - auf Annnäherungsversuche. Der Iran möchte weder direkt in den US-Konflikt mit dem Irak verwickelt werden, noch will er, daß Bagdad großen Profit aus der gegenwärtigen Krise ziehen kann.

Insgesamt gibt es im Iran starke Widerstände gegen die Einmischung der Westmächte im Nahen Osten. In Teheran will man sich auch mit der Tatsache nicht abfinden, daß nun Saddam Hussein vielen als Verfechter islamischer Interessen gilt - eine Rolle, die Teheran stets für sich reklamierte. Die Freude über das Angebot ist also keinesfalls ungetrübt.

In Israel wird die neue Initiative Saddam Husseins als ein verzweifelter Versuch gesehen, die irakische Isolation zu durchbrechen. Zusammen mit der gegenwärtigen Mission des jordanischen Königs in Washington stellt die neue „Öffnung nach Osten“ eine Entwicklung dar, die unerwartet kommt und in Israel Beunruhigung auslöst. In Jerusalem nahm man bereits die vorhergehende Initiative Bagdads - eine Lösung der Golf-Krise sei nur möglich, wenn auch Israel und Syrien sich aus allen fremden Territorien zurückzögen - mit Unbehangen auf. Befürchtet doch Jerusalem, daß man von Israel auf die eine oder andere Art verlangen könnte, die „Kosten“ für die gegenwärtige Kooperation arabischer Regierungen mit den USA zu tragen. Auch ist in der gegenwärtigen Krise klar geworden, daß die „strategische Hauptrolle“, die Israel für Amerika bisher gespielt hat, im Rahmen dieser Region nun Beschränkungen erfahren könnte.

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