„... weit geht unsere Reise nicht.“

 ■ Drei Romane von Aharon Appelfeld

Von Maria Kühn-Ludewig

Der israelische Erzähler Aharon Appelfeld ist deutschsprachigen LeserInnen bisher kaum bekannt geworden. Zu unrecht, wie ich meine. Von Appelfelds hebräisch veröffentlichten Romanen und Erzählungen erschienen seit 1980 drei in englischer Übersetzung, mit einiger Verzögerung dann auch in Deutsch: 1982 Badenheim (Orig. 1979), 1984 Zeit der Wunder (Orig. 1978) und zuletzt 1989 Tzili (Orig. 1983); drei ungewöhnliche Geschichten aus der Zeit der NS-Herrschaft in Österreich und Osteuropa. Ungewöhlich deshalb, weil die NS-Täter unsichtbar bleiben, erkennbar nur an den Auswirkungen ihrer Regie auf den Mikrokosmos einer scheinbar auf sich selbst bezogenen jüdischen Welt.

größeren internationalen Öffentlichkeit wurde Appelfeld mit dem Erscheinen der englischen Übersetzung seines Romans Badenheim (1980) bekannt.

die allmähliche Ausgrenzung des Kurorts von seiten der Außenwelt nicht nur für die meisten Kurgäste in Badenheim, sondern auch für den Leser. Von der ersten Seite des Buches an wird die Kulisse des Kurorts, die Ruhe und Heilung verspricht oder zumindest Zerstreuung und Kunstgenuß dank der alljährlichen Badenheimer Musikfestspiele, durch Anzeichen von Nervosität und Angst, Halluzinationen und Krankheit in Frage gestellt: Wie „Fische im Aquarium“ sind die Menschen in Badenheim gefangen, ihre Freiheit nur eine künstliche. baum in sein Zimmer ein“. Nun verbreitet er Angst, statt zu spielen.

vor.“ Vier schmutzstarrende Viehwaggons „saugten die Menschen auf“. Der Roman endet mit dem Satz: Badenheim, 1937/38, in einer österreichischen Kleinstadt spielt. Aber in einer anderen Perspekti ve: Nicht ein allwissender, distan scher Kritik wie auch aufreibender Selbstkritik besonders ausgesetzt. völlig fremden - Synagoge zusammengetrieben und verbringen dort eine qualvolle Nacht. Der Ich-Erzähler schließt: „Am nächsten Tag jagte der Viehzug mit uns nach Süden.“

ein Jahr lang unter und arbeitet dann bei Bauern, solange sie deren Prügel und Ausbeutung eben erträgt.

Bauesfrauen in den umliegenden Dörfern, bis Mark sie eines Tages ablösen will. Tzili sieht ihn nie wieder. Nach Tagen des Wartens macht auch sie sich auf, übersteht den Winter als zählt, gegliedert in rund 30 kurze Kapitel und auf das Mittelstück hin komponiert: Zwischen den beiden Flucht Aharon Appelfeld: Badenheim. Roman, aus dem Engl. von Martin Kluger, Ullstein, 1982; 160 S., ca. 25 DM

Zeit der Wunder. Roman, aus dem Engl. von Ute Spengler, Ullstein, 1984; 217 S., ca. 28 DM

Tzili. Roman, aus dem Hebr. von Stefan Siebers, Hoffmann & Campe, 1989; 191 S., ca. 28 DM