Japan und USA bekommen weniger saudisches Öl

■ Opec-Disziplin wichtiger als Begehrlichkeiten der Industrieländer

Berlin (taz/dpa/afp)- Die saudi-arabische Regierung hat fünf japanische Ölimporteure darüber informiert, daß sie ab September 16 Prozent weniger Öl erhalten. Ein Sprecher des japanischen Ministeriums für Internationalen Handel und Industrie (Miti) nannte Wartungsprobleme, die jedoch wahrscheinlich nur vorübergehend seien. Japan bezog bislang 12 Prozent seiner Rohölimporte aus dem Irak und Kuwait. Aus Saudi-Arabien stammten bislang 15 Prozent. Im Miti hatte man gehofft, Saudi-Arabien werde seine Lieferungen erhöhen, um den Ausfall durch das Embargo auszugleichen.

Dem Sprecher zufolge habe die Beschränkung allerdings keine Folge, weil die japanischen Ölgesellschaften bereits mit dem Iran, den Vereinigten Arabischen Emeriraten und Oman Verträge unterzeichnet hätten, die die Lieferung von insgesamt zehn Millionen Barrel vorsehen. Außerdem hat Japan unter den Industrieländern weltweit mit 140 Tagen die größten Erdölvorräte.

Auch US-Ölgesellschaften und Großabnehmer sollen ab September 15 bis 20 Prozent weniger saudisches Öl erhalten, wurde aus US-Industriekreisen bekannt. Saudi-Arabien, das seine Fördermenge nicht erhöht hat, will in dieser Woche stattdessen unter seine Abnehmer auch die Kuwait Petroleum Corporation in London aufnehmen, die in Europa über erhebliche Raffinerie-, Verteil- und Tankstellenkapazitäten verfügt.

Einen besonderen Gag hat sich Energieminister Watkins einfallen lassen: Er forderte die AutofahrerInnen auf, den Reifendruck an den Autos zu erhöhen - das spart angeblich 100.000 Barrel pro Tag.

Wichtiger ist, daß auch Venezuela seine Zusage, die Erdölexporte in die USA zu erhöhen, wieder rückgängig gemacht hat. Manager der staatlichen Gesellschaft Petroleos de Venezuela hatten zwar die Erhöhung der Produktion um 100.000 bis 200.000 Barrel pro Tag bekanntgegeben, doch das Öl wurde nach einer Intervention der Regierung erst einmal in Tanklagern untergebracht. Caracas will mit den anderen Opec-Ländern keinen Streit um die Durchbrechung der Förderhöchstmengen riskieren, insbesondere nicht mit Iran und Irak. Die Petroleo de Venezuela hatte wiederholt zu erkennen gegeben, daß sie soviel exportieren möchte wie irgend möglich, und hatte der Regierung auch vorgeschlagen, aus der Opec auszutreten. Beobachter schätzten, daß in den Förderländern die Opec-Disziplin als bedeutsamer eingeschätzt wird als die Begehrlichkeiten der Industrieländer. Der irakische Botschafter in Caracas hat bereits Vergeltung angekündigt, ohne weitere Details zu nennen. Das Öl aus Venezuela ist für die US-Firmen interessant, weil es nur sechs Reisetage von der US-Südküste entfernt liegt, während die Tanker aus Saudi-Arabien einen Monat brauchen.

Der iranische Staatspräsident Rafsanjani hatte zuvor darauf hingewiesen, daß die Ölkonzerne der Industrieländer die Chancen nutzen wollten, die Opec-Solidarität zu zerstören. Andererseits haben unabhängige Institute beobachtet, daß Iran in den letzten Tagen unauffällig seine Quote von 3,1 Millionen Barrel um 100.000 Barrel überschritten habe und zudem flugs den Inhalt von acht Riesentankern (je 1,6 Millionen Barrel), die in der Nordsee vor Anker lagen, verkauft hat, um von den gestiegenen Preisen zu profitieren. Eine gleiche Menge Öl in westeuropäischen Tanklagern sei ebenfalls verkauft worden, berichtete das 'Wall Street Journal‘. Nach Vermutungen von Vahan Zanoyan, Chef der Petroleum Finance in Washington, soll Teheran fünf Millionen Barrel an Japan verkauft haben.

diba