Du sollst kein Ziel haben!

■ Der Bürger im Park: ratlos

Der Bürgerpark. Schon der Gedanke daran läßt Gras wachsen auf der Fantasie, und die Seele möcht‘ weiden auf den weisen Wiesen wie eine dumme Kuh. Thomas Mann, auch wenn er hier nicht gegangen ist, könnte hier gut gegangen sein: Wie der Kies gemurmelt hätte unter dem melancholischen Hundeknaufstöckchen des Freigeist wiederkäuenden Literaten! Ja, wohlan schreitet man dort, ist man da, und ist es dann nicht egal, welche Richtung man einschlägt, welche Lichtung wann wechselt?

Nein, sagt der Wegweiser: „Hier befinden Sie sich!“ Bloß wo? Wo ist der rote Punkt meines Befindens? Egal. Wir stehen zwar hier, aber wollen wohin, wir sind gute Bürger. Dalang, sagt der Wegweiser. Ahoi, die Sicht ist klar, alles kreuzt: Bootebrunnenbäume - nirgends das Ziel. Nirgends der Wegweiser. Lang werden die Stunden der Endlosschleifen und bang die Frage: Wo bin ich? Ja, das ist das wahre Gesicht des Bürgerparks: Wir sollen Ruhe suchen, aber nichts finden. Ist das bürgerlich? Claudia Kohlhas

!!!!