Chance für drogenabhängige Frauen

■ Bei Violetta Clean, dem einzigen Frauenprojekt für Ex-Userinnen, finden auch die Kinder Aufnahme

Berlin. Mitten im schicken Bezirk Steglitz, neben gepflegten Rasenflächen, schönen alten Häusern, Arztpraxen und Kosmetiksalons, steht ein Neubau. Backsteinfarben, viel Glas, viel Weiß - das neue Haus von Violetta Clean. Violetta Clean (Verein zur Hilfe suchtmittelabhängiger Frauen e.V.) ist die einzige therapeutische Fraueneinrichtung in Berlin. Das neue Haus, ab Anfang September bereit zur Aufnahme von neuen Frauen, Ex-Userinnen, ist ein absolutes Novum im Drogentherapiebereich. Es soll Ex-Userinnen die Möglichkeit geben, auch mit ihren Kindern zusammen in einer Frauentherapie zu entziehen. Platz hat das Haus für zehn Frauen und zehn Kinder.

Zur Zeit sieht alles noch ganz neu aus. Die Küche tipptopp und glänzend, noch keine Möbel in den weißen, hellen Räumen, geflieste Badezimmer und ein Garten mit Schaukeln und Blautannen. Katharina, eine der sechs Frauen, die in diesem Haus mitarbeiten und größtenteils leben werden, erzählt von den Bedingungen, die an die Frauen gestellt werden, wenn sie bei Violetta aufgenommen werden wollen: „Zunächst muß klar sein, daß die Frauen körperlich entzogen haben, daß es im Haus auch keine Drogen außer Kaffee und Zigaretten gibt. Für unser neues Haus in der Grunewaldstraße gilt außerdem, daß die Kinder der Frauen nicht über fünf Jahre alt sein dürfen.“

Zur zweiten Regel - keine Männer im Haus - gibt Sabine Auskunft: „Die Frauen kommen hier ganz bewußt her, teilweise, weil sie durch ihre letzten Erfahrungen mit Männern - Freunden, Zuhältern, Therapeuten - einfach die Schnauze voll haben. Oder durch ihre Versuche mit gemischten Therapien; dort manifestiert sich die Hierarchie genauso wie vorher, und das soll bei Violetta bewußt verhindert werden. Hier soll Frauen die Möglichkeit gegeben werden, sich über sich selbst klarzuwerden, die eigenen Stärken und Grenzen einzuschätzen und sich nicht wieder permanent auf die in gemischten Therapien dominanten Männer zu beziehen.“ Die Selbstverachtung der Frauen, wenn sie z.B. auf den Strich gegangen sind, soll hier durchbrochen werden, mit dem Wissen jeder einzelnen, daß „es der anderen ähnlich ging“. Das alles ist bei Violetta Thema, zumindest kann es das werden, wenn Interesse daran besteht.

Einen festen Plan, ein Konzept, in das sich die Frauen dann einfügen sollen, gibt's bei Violetta nicht. Ulli erklärt dazu: „Es gibt für uns nur ein paar Grundpfeiler, wie gemeinsam frühstücken und drei verbindliche Gesprächsabende für alle. Ansonsten machen wir den Frauen nicht den Tag dicht, das müssen sie selber rausfinden, müssen selbst auch mit Langeweile fertigwerden, nachher sind sie auch auf sich gestellt. Wir haben deshalb auch keine Freizeitmöglichkeiten wie z.B. eine Töpferei eingerichtet. Wenn die Frauen sich beschäftigen wollen, können wir ihnen helfen, können wir was anbieten, aber sie müssen erst mal selbst die Initiative ergreifen. Von Konsumangeboten hat ja keine was.“

Ein Vorbild für das neue Violetta-Projekt gibt es bislang nicht. Im Moment hoffen die Frauen erst mal auf Spenden, um das Haus einzurichten.

Annette Weber

Spendenkonto: Postgiro Berlin-West (BLZ 100 100 10), Kontonummer: 459 066-102