Ruhestand nach eigenem Geschmack

■ In Berlin wird ein privates „Alternatives FrauenAltenHaus“ mit vielversprechendem Konzept geplant

West-Berlin. Der Name klingt vielversprechend, genauso wie die dahintersteckende Idee: Das „Alternative FrauenAltenHaus“ ist bislang noch ein Konzept, das die künftige Leiterin Karin Fehlau jetzt in die Tat umsetzen will. Unterstützt wird sie dabei vom „Senioren-Generationen -Verbund“, der als Träger des Hauses fungieren soll. Geplant ist ein Haus, in dem alte Frauen selbst bestimmen können, wie sie ihren Ruhestand verbringen.

Ruhigstellung durch Psychopharmaka, wie in vielen Altersheimen üblich, soll es hier nicht geben. Jede Bewohnerin soll über einen eigenen Schlüssel und Briefkasten verfügen, die Nachtruhe ebensowenig festgelegt sein wie Besucherzeiten. Die Zimmer - alle mit Balkon - sollen die künftigen Bewohnerinnen nach eigenem Geschmack einrichten können, und zwar von der Tapete bis hin zum Mobiliar. Und damit sich die alten Damen nicht von ihren vierbeinigen (Über-)Lebenskameraden trennen müssen, sieht das Konzept ein Hunde- und ein Katzenhaus vor.

Eine Pflegestation wird es hingegen nicht geben. Selbst bei erhöhter Pflegebedürftigkeit sollen die Bewohnerinnen von geschultem weiblichen Personal in ihren eigenen, vertrauten Zimmern betreut und auch in ihren letzten Stunden begleitet werden. Im Vordergrund stehen Gespräche und umfassende Zuwendung. Dabei helfen soll ein von Karin Fehlau entwickelter Biographiefragebogen, in dem neben medizinischen Daten auch die persönlichen Bedürfnisse und Erlebnisse festgehalten werden.

Noch existiert das Alternative FrauenAltenHaus lediglich auf dem Papier. Denn noch fehlt die Zustimmung der Heimaufsicht, ohne die der Betrieb nicht aufgenommen werden kann. Der Grund: Trotz wiederholter Nachfragen, so Rita Hermanns, Sprecherin der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales, habe das FrauenAltenHaus weder eine Wirtschaftlichkeitsberechnung noch eine Aufstellung der vorgesehenen Heimkosten eingereicht. Auch eine Grundrißzeichnung, ein Raumverzeichnis sowie ein Miet- oder Kaufvertrag lägen ihnen bislang nicht vor. Unklar sei auch, wer in Zukunft Träger des Hauses sein wird. Von steuerlich absetzbaren Spenden an das Haus könne jedenfalls derzeit keine Rede sein, da der als Träger vorgesehene „Senioren -Generationen-Verbund“, der gerade in eine GmbH umgewandelt wird, keine neue Gemeinnützigkeitsbescheinigung beigebracht habe.

Susanne Gruss, zur Zeit Vertreterin von Karin Fehlau, weist diese Vorwürfe zurück. Die Senatsverwaltung habe alle geforderten Unterlagen bereits erhalten. Allerdings noch auf Basis der ursprünglichen Mietforderungen des Hauseigentümers. Die aber haben sich als so hoch erwiesen, daß die angestrebten Heimkosten in Höhe von 1.920 D-Mark mit Pflege 2.590 D-Mark - nicht zu halten sind. Deshalb steht man derzeit in Kaufverhandlungen. Danach sollen die Unterlagen der Senatsverwaltung in veränderter Form zugehen.

Wann das FrauenAltenHaus am Altenauer Weg 7/8 eröffnet wird, ist also noch völlig unklar. Bis dahin müssen sich die alten Damen, die sich bereits für einen Platz interessiert haben, mit Vorverträgen begnügen - und darauf hoffen, daß ihnen mit dieser vielversprechenden Idee nicht zuviel versprochen wurde.

Gitte Schefer/taz