Bund zieht sich vom Superhirn zurück

■ Krupp Atlas Elektronik will deutsches Forschungsprojekt USA oder Japan öffen

Superrechner, Superhirn, die Rechnertechnologie der Zukunft

-„Suprenum“ lautet dafür das Zauberwort: Abkürzung für den „Superrechner für numerische Anwendungen“. „Suprenum“ steht für den Aufbruch der Datenverarbeitung in ein neues Zeitalter, so zumindest stellt Krupp Atlas Elektronik sein Lieblingskind auch nach fünf Jahren noch der Öffentlichkeit vor - den Superrechner, der parallele Daten in immenser Geschwindigkeit in parallelen Speichern verarbeitet und damit zum Beispiel sichere Wettervorhersagen zehn Tage im voraus ermöglichen könnte.

Seit 1985 läuft das Forschungs- und Entwicklungsprojekt, an dem die Krupp Atlas Elektronik GmbH maßgeblich beteiligt ist. 162 Millionen hat Riesenhubers Ministerium für Forschung und Technologie seitdem in die „Suprenum -Entwicklung“ gesteckt, 80 weitere Millionen übernahm die Industrie. Bis zur endgültigen Fertigstellung und zur vollen Marktreife des Systems sind nach Angaben von Krupp Atlas und den Suprenum-Experten noch

maximal 14 Monate, aber auch: weitere 15 Millionen Mark nötig. Die Hälfte davon soll der Bund beisteuern. Das Bundesministerium für Forschung und Technologie dagegen erklärt: „Das Projekt ist Ende 1989 plangemäß ausgelaufen. Die technischen Schwierigkeiten bei den Prototypen sind nach Auskunft der Käufer behoben. Für weitergehende Förderanträge, wie sie für zusätzliche Software-Pakete vorliegen, sehen wir im Moment wenig Chancen“, so der zuständige Fachreferent im Ministerium (Marx) gestern zur taz.

Karl-Friedrich Triebold, nicht nur vorsitzender Geschäftsführer von Krupp Atlas Elektronik und Mitglied des Vorstandes der Krupp GmbH, sondern auch Leiter der Beirats der „Suprenum GmbH“, die das Superrechnerprojekt managt, entwickelt und vermarktet, sieht in dieser Entscheidung eine „grundsätzliche forschungspolitische Aussage.“ Höchst bedauerlich findet er dabei, daß das Bundesforschungsministerium nach anfangs „unbürokratischem“ Herangehen an

das Verbundprojekt jetzt eine „neue Strategie“ fahre und eventuell nicht weiter in die Zukunft investieren wolle. Für das weitere Vorgehen ergäben sich damit zwei Möglichkeiten: entweder das Projekt für eine gewisse Zeit zu parken oder es rigoros dem Markt zu öffnen.

Die Mittel dazu hat der Krupp-Manager in der Hand, da Krupp in der Suprenum GmbH 54 Prozent der Gesellschafteranteile hält. Die übrigen Anteile liegen bei der Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung (der „GMD“, die zu 90 % vom Bund und 10 % von NRW, Hessen und Berlin getragen wird) und der Hamburger Stollmann GmbH. „Wir wollen in den nächsten sechs Wochen zu einer Entscheidung kommen“, betont Triebold und fordert damit, wenn auch nur indirekt, vom Bundesforschungsministerium die Entscheidung, „ob wir diese Technik hier (in Deutschland), in Europa, in den USA oder im Osten wollen.“ Partner in den USA oder in Japan seien für den Superrechner, für den es derzeit keine Alternative gäbe, schnell

gefunden. Er hoffe jedoch auf einen geeigneten europäischen Partner, betont Triebold.

Von den Prototypen des Superrechners, der je nach Kapazitätsbedarf in einzelnen „Clustern“ geliefert werden kann, sind derzeit fünf Systeme - vor allem an Universitäten und Großforschungsanlagen, darunter die Kernforschungsanlage in Jülich - verkauft und installiert. Eines der Testsysteme steht bei Krupp Atlas Elektronik in Bremen, die mittlerweile ihre Umsätze nach eigenen Angaben nur noch zur Hälfte mit Rüstungsgütern macht. Simulatoren sind ein Standbein des Unternehmens. Auch hier lassen sich die Möglichkeiten des Superrechners nutzen: Am Simulator für LKW mit gefährlicher Fracht, aber auch am Panzer-Simulator. Doch auch die Klimaforschung, die Grundlagenforscher der Quantenphysik, Auto- und Flugzeug-Konstrukteure setzen auf den Hochleistungsrechner, betonen die Vermarkter. Doch derzeit streiten sie sich noch um die richtigen Bauteile für die Prozessoren.

ra