Stasi-Mitarbeiter geben zu Protokoll

■ Über das Ministerium für Staatssicherheit, den „Staat im Staate“, berichtet ein Buch aus dem Aufbau-Verlag

Berlin. Ausgerechnet in den Amtsräumen des früheren Stasi-Chefs Erich Mielke wurde gestern das Buch Staat im Staate, erschienen im Aufbau-Verlag, der Presse vorgestellt. Autorin Christina Wilkening, von Haus aus Regisseurin und Fernsehpublizistin, hat ehemalige Mitarbeiter des DDR-Staatsicherheitsdienstes interviewt und daraus für die Verlagsreihe „Texte zur Zeit“ einen Protokollband geschrieben.

Zwölf ehemalige Stasi-Mitarbeiter unterschiedlichster Rangordnung - vom Oberfeldwebel bis zum Oberst - wurden zwischen dem 20. Januar und dem 5. März 1990 nach ihren Motiven, im MfS mitzuarbeiten und dabeizubleiben, befragt, nach ihrem Schuldverständnis und -gefühl, nach der Funktionsweise des Mechanismus Stasi. Als Beweggründe für das Buch nannte Christina Wilkening die Absicht, mit dazu beizutragen, die Schuldigen an flächendeckender Überwachung, Bespitzelung und Gewalt gegen Andersdenkende zu finden und gerecht zu be strafen. Zugleich wende sie sich dagegen, ausnahmslos alle 85.000 Stasi-Mitarbeiter zu kriminalisieren.

Das Buch erscheint in einer Auflage von 20.000 Exemplaren. Für einen zweiten Band untersucht die Autorin gegenwärtig, welcher psychologische Druck, welche psychischen Mechanismen innerhalb der Stasi wirkten, um auch Menschen, die an der Rechtmäßigkeit ihres Tuns zu zweifeln begannen, „bei der Stange zu halten“. Erstmals stellt sich die Autorin in einer Lesung aus Staat im Staate am 23. August im Berliner Klub der Kulturschaffenden vor.

adn/taz