La Belle: Doch keine Stasi-Ermittler?

■ Diestel und Zentrales Kriminalamt der DDR weisen Pätzolds Vorwurf „der mangelnden Kooperation“ zurück

Berlin. Der Streit um die Verstrickungen ehemaliger Stasi-Mitarbeiter bei Ost-Berlins Polizei geht weiter. In einem Gespräch mit der taz wiesen Mitarbeiter des Zentralen Kriminalamtes der DDR und der Ostberliner Kriminalpolizei die Vorwürfe von West-Berlins Innensenator Erich Pätzold (SPD) zurück, sie würden die Aufklärung des Bombenanschlags auf die Diskothek La Belle behindern. Pätzolds Angaben, daß in der DDR-Kripo in Friedrichshain ehemalige Mitarbeiter der Stasi und der „SED-Sicherheit“ tätig und erst nach der Wende in „Schlüsselpositionen befördert“ worden seien, seien „nichts Neues“, erklärte der Sprecher des ZKAs, Gerd Blechschmidt.

Die Mitarbeiter seien am Ende des Jahres zur Kripo gekommen, nachdem der Runde Tisch Kriterien für die Übernahme erarbeitet hatte, so Blechschmidt. Er bestätigte, daß einer der beiden von Pätzold benannten Mitarbeiter, die zum Teil für die Bearbeitung der La-Belle-Akten zuständig waren, Sicherheitsbeauftragter des ZKs der SED und der andere Mitglied der SED-Kreisleitung im DDR-Innenministerium gewesen war.

„Wer den Skandal nicht erkennt, tut mir leid“, sagte der Sprecher des Innensenators, Werner Thronicker. Die Polizei und Kripo hätten sich damals schließlich „nicht an Recht und Gesetz gehalten, sondern an ZK-Beschlüsse“. Heute wären somit Leute mit den La-Belle-Ermittlungen betraut, die damals „dem korrupten System“ gedient hätten. Bei dem Anschlag auf die Westberliner Disko im April 1986 starben drei Menschen, 200 wurden verletzt.

Auch DDR-Innenminister Peter Michael Diestel (CDU) meldete sich in dieser Sache jetzt zu Wort. Er erklärte, daß von „alten Kameraden und Seilschaften der Stasi keine Rede“ sein könne. Bereits seit Anfang Mai dieses Jahres bearbeite eine gemeinsame Arbeitsgruppe der Kripo Berlin (Ost) und der Direktion Verbrechensbekämpfung (West) die La-Belle-Akten „Lux“.

Thronicker bewertet die Zusammenarbeit anders. „Erst nach langem Hin und Her hat die Westberliner Polizei Akteneinsicht bekommen, dann mußten sich die Beamten erkämpfen, Notizen machen zu dürfen, und erst lange danach durften Seiten kopiert werden.“ Diestel solle sich darum kümmern, wo die Akte „Box“ geblieben ist. Die Westberliner Polizei erhofft sich in dieser Akte weitere Hinweise auf die Täter des La-Belle-Attentas. „Die Akte suchen wir selbst“, sagte Manfred Pohl von der Ostberliner Kripo gestern, „wir wissen aber nicht einmal, ob es diese Akte gibt.“

Dirk Wildt