Antje treibt es mit Mephisto

Goethes Faust höchstselbst zitierte die Grünen-Abgeordnete Antje Vollmer, als sie im Bundestag die Frage aufwarf: Wie gehen wir mit der Rolle Deutschlands als Weltmacht um? Und allsogleich fiel der Schriftgelehrten die Antwort ein. Sie entdeckte eine historische „Chance für eine zivile Zukunft der Deutschen“.

Als hätten sie nur auf Antje als Vordenkerin gewartet, erhebt sich ein Chor begeisterter Claqueure, um die Vorstellungen von einer „zivilen Weltmacht Deutschland“ für den jüngsten Fall imperialistischer Politik genauer auszuführen.

Sie suchen nach Lösungen für die Golfkrise. Christian Semler, Ex-Chef der längst verblichenen Studenten-KPD, fordert dazu eine Hochrüstung der UNO-Truppen zu „effektiven Instrumenten der Kriegsbeendigung“. Bernd Ulrich, Mitglied der Grünen-Fraktion im Bundestag, nennt jeden Kritiker an einem bundesrepublikanischen Truppeneinsatz gegen den Irak einen Phantasten, der mit „bloß hehren Argumenten pazifistischer Unschuld über die Anforderungen an eine Weltmacht hinweggehe“ und fordert angesichts solch neuerworbener Größe, daß „wir (!) Deutsche etwas tun“. Sein Fraktionskollege Udo Knapp setzt noch eins drauf und erklärt, daß „bloßer Antiamerikanismus in dieser Situation... letztlich friedensgefährdend“ sei.

Wer im militärischen Aufmarsch der USA am Golf einen Akt reiner Humanität sieht, zur Rettung der nationalen und sozialen Rechte der Kuwaitis (von den USA ist man ja rein gar nichts anderes gewöhnt), der kann „befreit von alten Vorurteilen“ nachdenken, wie er für eine aktivere Rolle „seines“ Großdeutschlands bei dieser Wohltäterrolle sorgen könnte.

Doktor Faust konnte durch seinen Pakt mit Mephisto seinen Untergang verzögern, nicht aufhalten. Ich frage mich nur, was Antje für ihren Pakt mit Kohls Großdeutschland bekam Faust immerhin vergnügte sich ein Weilchen mit Gretchen...

Anna Nassauer, Gelsenkirchen (BRD