Schrille grüne Frauentöne gegen Rau

■ Landtagsdebatte in Düsseldorf / Erster großer Auftritt der Grünen im NRW-Parlament

Düsseldorf (taz) - „Andere machen Frauenpolitik, bei uns machen Frauen Politik“, heißt eine Parole der grünen Landtagsfraktion in Düsseldorf. Praktisch umgesetzt wurde dieser Anspruch am Donnerstag bei der Aussprache über die Regierungserklärung des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Johannes Rau.

Für die Fraktion der Grünen traten nur die Frauen an, denn

-so die Fraktionsvorsitzende Bärbel Hohn - „wir wollen reden aus der Sicht der Frauen, die zwar die Mehrheit der Bevölkerung bilden, die aber in unserer Gesellschaft wenig zu sagen haben, obwohl sie viel zu sagen hätten“.

Viele neue Töne waren tatsächlich zu hören, wurden jedoch mit so viel Mißtönen garniert, daß das Konzert zwar laut, aber zugleich flau und selbstgerecht ausfiel. Während den Männern der anderen Fraktionen von Bärbel Höhn gleich zu Anfang beschieden wurde, sie frönten mit ihren Beiträgen nur der eigenen Eitelkeit, erlagen die Frauen der altbekannten grünen Sucht, sich selbst als die besseren Menschen darzustellen und eine gute Tat nach der anderen zu fordern. Die Chance, die Schwächen der SPD-Regierung offenzulegen, blieb deshalb ungenutzt. Natürlich ist es richtig, von Rau die Erarbeitung eines „multikulturellen Konzepts“ zu verlangen, aber wenn man, wie Bärbel Höhn, selbst nicht mehr zu bieten hat als eine neue Forderung - diejenigen, „die Asyl beantragen“, sollen „ebenso behandelt werden wie Aus und ÜbersiedlerInnen“ -, dann wirkt die Kritik schal und hohl.

Wer nicht bloß der billigen Effekthascherei verdächtig werden will, muß zumindest Ansätze aufzeigen, wie die eigenen Forderungen politikfähig gemacht werden können.

J.S.