Marschmusik für Marschflugkörper

■ Hasselbacher Cruise-Missile-Geschwader „deaktiviert“ / Nur noch 40 Soldaten sollen für den Abzug des Rests der Cruise-Missiles sorgen / Unklarheit über Gefechtsköpfe

Hasselbach (taz) - Mit Festreden und Marschmusik wurde gestern das US-Marschflugkörper-Geschwader in Hasselbach „deaktiviert“. Für die Soldaten des „38. Tactical Missile Wing“ (IMW) der US-Air-Force heißt dies jedoch keinesfalls Feierabend. Sie werden zum Teil nach Ramstein verlegt, zum Teil in den Staaten eingesetzt, wie es am Rande der Zeremonie hieß. Noch bis Ende Dezember bleiben indes etwa 40 Soldaten auf der Hasselbacher „Wüschheim-Airbase“, um den Abzug der restlichen Cruise-Missiles abzusichern. Denn der Abzug ist entgegen gestriger Radiomeldungen noch längst nicht abgeschlossen.

Unbeantwortet blieb gestern die Frage, wieviele Cruise -Missiles noch in Hasselbach stationiert sind und bis wann sie endgültig abgezogen und verschrottet sein werden.

„Deaktivierung“ heißt im Militärslang keineswegs Auflösung, sondern lediglich Ruhigstellung. Und darin hat das Hasselbacher Geschwader Erfahrung: Es hat nun bereits fünf „Deaktivierungen“ hinter sich. Airbase-Kommandeur Richard A.Myers, der in Bismark und Friedrich dem Großen seine großen Idole sieht, dazu: „Wenn Not am Mann war, dann war das Geschwader da. Wenn die Mission erfüllt war, dann gingen wir wieder.“ Und mit Wehmut in der Stimme fügte er hinzu: „Ich hoffe, daß wir eines Tages wieder zusammen dienen werden!“

Generalmajor James E. Chambers, Sembacher Kommandeur der 17. Luftflotte, dem das Hasselbach-Geschwader untersteht, war gestern mächtig stolz auf seine Einheit. Das Missile -Geschwader habe „großen Anteil an der Beendigung des Kalten Krieges, am Zerbrechen der östlichen Regime und am Zerfall der kommunistischen Diktatur in der DDR“. Chambers weiter: „Damit liegt eine der Wurzeln des freien und vereinten Deutschlands hier im Hunsrück!“

Chambers dankte der Mainzer Landesregierung für die Unterstützung bei der Missile-Stationierung und zog sodann über die GegnerInnen der Nachrüstung her, deren „massive Demonstrationen“ er kritisierte. Hasselbach indes bleibt auch in Zukunft von US-Streitkräften besetzt. Auf der Wüschheim-Airbase, so erkärten gestern US-Sprecher, werden künftig „mobile Radar- und Fernmeldeeinheiten“ in Hasselbach stationiert. Als die Cruise-Missile-Abschußrampen aus ihren Bunkern rollten, spielte die Band denn auch „Stars und Stripes forever!“

Joachim Weidemann