UdSSR steigt aus der SDAG Wismut aus

■ Der Alleininhaber der SDAG Wismut wird sich bis zum Jahresende aus dem DDR-Urangeschäft zurückziehen

Frankfurt/Main (taz/adn) - Der Hauptaktionär der SDAG Wismut und Alleinabnehmer des dort bislang geforderten Uranerzes, die UdSSR, will sich zum Jahresende aus dem Unternehmen zurückziehen. Das jedenfalls erklärte der Vizedirektor der SDAG Wismut, Valentin Nasarkin, in Chemnitz.

Laut Nasarkin sei in der Sowjetunion zum einen der Bedarf an Rohuran aufgrund der Abrüstungsbemühungen gesunken. Zum anderen sei das DDR-Uran - im Vergleich mit dem Weltmarktpreis für Uran - nach der deutsch-deutschen Währungsunion zu teuer geworden. Schon im laufenden Geschäftsjahr sei deshalb die Fördermenge drastisch gesenkt worden. Den Darstellungen Nasarkins widersprach gestern der Pressesprecher der Generaldirektion der SDAG Wismut, Frank Müller. Die Produktion, so Müller, werde erst „ab 1991 schrittweise eingestellt“. Eine Kapitalgesellschaft Wismut II soll dann die Firma in andere „marktträchtige Produktionszweige“ überführen.

Das geschäftsführende Vorstandsmitglied der Industriegewerkschaft Wismut, Bernd Gutheil, forderte gestern die lückenlose Offenlegung der Ergebnisse der Regierungsverhandlung mit der Sowjetunion. Die Kumpel wollen vor allem wissen, wieviele Arbeitsplätze bei der Wismut nach dem Ausstieg der UdSSR aus dem Projekt noch übrigbleiben und wann und wie ein bereits vorliegendes Umschulungskonzept von den Werktätigen umgesetzt werden könne. Weiter verlangen die Arbeiter von der Regierung Aufklärung darüber, ob das von der Gewerkschaft vorgeschlagene Modell einer Beschäftigungsgesellschaft als GmbH zur sozialen Absicherung der Mitarbeiterinnen in die Verhandlungen miteinbezogen wurde oder nicht. Bis zum 31. August erwarten die Kumpel auf alle Fragen „klare Antworten“. Falls man von den beiden deutschen Regierungen enttäuscht werde, sei die Gewerkschaft bereit, Kampfmaßnahmen einzuleiten, erklärte Gutheil abschließend. Schon jetzt arbeiten rund 20 Prozent der 34.500 Beschäftigen der Wismut kurz.

Für die Grünen in Thüringen begrüßte deren Pressesprecher Thomas Winkler das „Ende des geheimnisumwitterten Urankapitels“ in der Geschichte des DDR-Bergbaus. Eine „echte Hochstimmung“ könne aber angesichts des Problemberges, den die Uranförderung bei der SDAG Wismut aufgeworfen habe, nicht aufkommen.

Die Grünen fordern deshalb ein Sanierungsprogramm für die Uranbergbauregion, das mit der lückenweisen Erfassung der Umweltschäden durch die Ablagerung des Abraums gestartet werden müsse und an dem sich die Sowjetunion finanziell zu beteiligen habe. Auch gelte es, die Geschädigten sofort medizinisch zu behandeln und die Ansiedelung neuer, umweltverträglicher Industriebetriebe zu ermöglichen.

Klaus-Peter Klingelschmitt