Bush mobilisiert Reservisten

■ Sowjets werden im Golfkrieg aktiv / Irak droht Industrienationen mit Vergeltungsschlägen

Washington/Moskau/Nikosia (dpa/ap) Zum ersten Mal seit der Tet-Offensive in Vietnam 1968 werden in den Vereinigten Staaten Reservisten zu Militärzwecken mobilisiert. US-Präsident Bush hat gestern angesichts der Krise im Golf eine entsprechende Anordnung unterzeichnet. Über die Zahl der einzuberufenden Reservisten gibt die Anordnung keine Auskunft; Präsidentensprecher Fitzwater erklärte jedoch, die Regierung erwarte nicht, daß das ganze rechtlich zulässige Kontingent von 200.000 Mann ausgeschöpft werde. Im Pentagon rechnet man mit 40.000 Reservisten bis Ende August, die zur Unterstützung der am Persischen Golf aufmarschierten US-Truppen einberufen werden sollen.

Unterdessen schaltet sich die Sowjetunion offenbar zunehmend aktiv in die Bemühungen um eine politische Lösung des Golfkonfliktes ein. Einen Tag nach Gesprächen von Außenminister Eduard Schewardnadse mit einem hochrangigen Vertreter des Irak traf gestern der saudiarabische US -Botschafter Prinz Bandar bin Sultan in Moskau ein. Ein Verhandlungsgebot von Saddam vom Vortag war vom Weißen Haus als „tägliche Litanei“ aus dem Irak abgetan worden. Saddam hatte Verhandlungen über alle Nahostprobleme gefordert. Irak hat gestern nach langem Hin und Her um die angebliche Ausreiseerlaubnis für BürgerInnen einiger EG-Länder der BRD, Frankreich, Italien und Japan Vergeltung für den Fall angedroht, daß sie sich an der „amerikanischen Besetzung der Ölfelder im Golf“ beteiligen sollten. Irak werde den Krieg in die Städte derjenigen Länder tragen, die sich an einem Angriff beteiligen, hieß es in der staatseigenen Zeitung 'El Gomhurija‘.SEITEN 2, 8, 9 + 10