Die Lokomotive hielt durch

■ Die deutschen Bahnvierer brillierten bei den Radweltmeisterschaften in Japan / Gold für Huck

Maebashi (dpa/taz) - Sowohl der Bahnvierer aus der BRD als auch der aus der DDR zogen vor 5.000 Zuschauern bei der Radweltmeisterschaft in Maebashi in der Königsdisziplin, der Mannschaftsverfolgung über 4.000 Meter, ins Halbfinale ein und müssen heute gegeneinander um den Einzug ins Finale radeln. Mit der neuen Rekordzeit von 4:12,721 Minuten beim Viertelfinalsieg über Dänemark präsentierte sich das Quartett von Bundestrainer Wolfgang Oehme in großartiger Form.

Michael Glöckner (Stuttgart), Stefan Steinweg (Berlin), Andreas Walzer (Stuttgart und Erik Weispfennig (Oberhausen/Baden), die alle aus der Junioren-Schule Oehmes kommen, fuhren wie aus einem Guß, technisch und harmonisch in Vollendung. „Eigentlich wollten wir in Japan nur unseren Lernprozeß abschließen, sind aber jetzt doch gefordert“, meinte Oehme. „Es kommt alles ein Jahr zu früh; bei der Weltmeisterschaft 1991 in Stuttgart sollte die eigentliche Feuerprobe stattfinden.“

Erinnerungen an die legendären Teams von Gustav Kilian und den letzten Goldvierer von 1983 in Zürich wurden wach, als der Vierer in der Qualifikation die Zwölfrundendistanz auf dem 333,33 Meter langen Oval durchraste. Der 21jährige Glöckner führte als „Lokomotive“ das Quartett in schnellen 1:06 Minuten über den ersten Kilometer; auf den letzten drei Kilometern gab es keinen schwachen Punkt.

Dabei hatte Oehme Angst gehabt: „Diese klimatisierte Halle hat ihre Tücken, weil der Sauerstoffverbrauch zum Schluß große Ausmaße annimmt. Aber sie hielten durch.“ Seine Prognose: „Sie können noch schneller.“ Das erfüllte sich schon im Viertelfinalrennen gegen das chancenlose Dänemark, und auch im Kampf um den Einzug ins Finale hat das Quartett der Bundesrepublik Chancen, denn das Team der DDR war nicht ohne Schwächen.

Der 25jährige Ostberliner Bill Huck holte sich mit einem Sieg über Curtis Harnett (Kanada) zum zweiten Mal die Goldmedaille im Amateursprint und unterstrich damit nach dem Sieg von Michael Hübner bei den Profis die totale Überlegenheit der DDR-Pistenjäger. Die Enttäuschung des Tages: Das Ausscheiden der von Leipzig nach Köln gewechselten letztjährigen Vizeweltmeisterin Petra Rößner als Elfte in der Qualifikation der Frauenverfolgung. Sie hatte als Medaillenanwärterin gegolten. In den beiden übrigen Entscheidungen verteidigte Roland Königshofer (Österreich) seinen Titel bei den Amateurstehern; der dreimalige Amateurweltmeister Wjatscheslaw Jekimow (UdSSR) wurde gleich bei seiner Premiere auch bei den Profis Verfolgungschampion.