Zum Geburtstag nur vom Feinsten

■ buten & binnen verstärkt sich, und Rosi Roland ist traurig

Eigentlich redet Rosi Roland nicht gerne über die eigene Befindlichkeit, zumindest nicht öffentlich. Doch heute muß es sein. Rosi Roland ist traurig. Ihr bester Freund hat ihr zwar nicht die Freundschaft, aber doch die Mitarbeit aufgekündigt. Ganz einfach so. Knall auf Fall. Schluß. Aus. Und schuld daran ist ein Geburtstagskind. Doch nun erst mal der Reihe nach.

Wie bereits vermeldet, wird ein stadtbekanntes Magazin namens buten & binnen dieser Tage zehn Jahre alt. In durchaus nicht bescheidener Selbsteinschätzung lobte Radio Bremens Fernsehchef Rüdiger Hoffmann die Unterhaltungssendung mit gewissem Nachrichtenwert als „eines der erfolgreichsten seiner Art“, das zwischen Alpen und Nordsee Maßstäbe gesetzt habe. Und dann versprach er noch, daß b & b auch in den kommenden zehn Jahren ein Programm machen werde, das gegen den Strich gebürstet sein soll und sich nicht verbiegen läßt.

Doch dazu braucht es Leute, richtig gute Leute. Und nach dem Motto 'Zum Geburtstag nur das Feinste‘ machten sich die Fernsehmacher auf die Suche nach einem, der der etwas darniederliegenden Politikberichterstattung auf die Beine helfen möge. Einer, der sich in den bremischen Rat-und Parteihäusern besser auskennt als in seiner Schreibtischschublade. Und so ein Schreibtisch steht zweifelsohne in der taz, letzter Raum, hinten in der Ecke. Da türmen sich halbmeterhoch die Papierberge, und davor pflegte bis gerade noch ein Redakteur zu sitzen, der mit seiner sonoren Stimme ins Telefon sprach, daß es bis in die letzte Ecke der Redaktion drang. Ein steter Quell des produktiven Chaos, ein ständiger Unruheherd, immer unzufrieden mit dem, was er gerade herausbekommen hat, und deshalb schon wieder am Telefon, um es vom nächsten noch etwas besser zu erfahren. Ein Journalist halt, einer mit ganzer Seele. Einer, der seit Beginn der Lokaltaz mit dafür gesorgt hat, daß sich die kleine Zeitung dem großen buten & binnen in zwei Ansprüchen verbunden fühlt: Erstens die Ereignisse gegen den Strich zu bürsten und sich dabei zweitens nicht verbiegen zu lassen.

Kein Wunder, daß die werten Kollegen vom anderen Medium bei ihrer Suche auf eben diesen taz-Redakteur verfielen. Und so bleibt die traurige Pflicht mitzuteilen, daß das Kürzel K.S. nicht mehr in dieser Zeitung erscheint, weil Klaus Schloesser künftig für buten & binnen arbeiten wird. Ein Wechsel, für den Radio Bremen uns noch eine Ablösesumme in Millionenhöhe schuldig ist.

Bleibt der taz-Belegschaft eigentlich nur noch, K.S. ganz viel Freude an der Arbeit im anderen Medium zu wünschen. Wenn möglich, genauso viel wie bei der taz.

Rosi Roland