Gesundheitswesen wird gewestet

■ Zukunft der Ostberliner Polikliniken so gut wie sicher / Schwierigkeiten zur Zeit noch beim Aufbau der Gesundheitsämter / Flächendeckend sollen Sozialstationen eingerichtet werden

Ost-Berlin. Die Zukunft der Ostberliner Polikliniken steht weitgehend fest: Nach einer Konzeption der Magistratsverwaltung für Gesundheit, die Gesundheitsstadtrat Christian Zippel (CDU) gestern vorstellte, sollen die Polikliniken in Gesundheitszentren überführt werden, die nach spätestens zwei Jahren weitgehend eigenfinanziert ihre Tätigkeit fortsetzen. Nach Angaben Zippels erweise sich die Bildung von GmbHs als besonders günstig, denkbar seien aber auch andere Formen der Trägerschaft wie Stiftungen, Eigenbetriebe oder gemeinnützige Wohlfahrtsverbände. Vorgesehen sei, daß sich alle dort tätigen Ärzte am Sicherstellungsauftrag für die ambulante medizinische Versorgung beteiligten, was ihre volle Mitgliedschaft in der kassenärztlichen bzw. kassenzahnärztlichen Vereinigung voraussetze. Darüber hinaus schlägt der Magistrat vor, für die Polikliniken eine gemeinsame Abrechnungsstelle zu installieren, um so die jeweils notwendig werdenden Verrechnungen zu erleichtern. Überlegt wird auch der Aufbau einer gemeinsamen Schlichtungs- und Beratungsstelle.

Schwierigkeiten zeichneten sich zur Zeit noch beim Aufbau des öffentlichen Gesundheitsdienstes in den Stadtbezirken ab. So soll im Gegensatz zu West-Berlin, wo dem öffentlichen Gesundheitsdienst per Gesetz eine ausschließliche Beratungsfunktion zukommt, in Ost-Berlin die „Einheit von Prophylaxe und Therapie“ erhalten bleiben. Zippel: „Ein Arzt, der einen Zuckerkranken berät, muß auch das Recht haben, bei Bedarf die Insulinbehandlung einstellen zu können.“ Beibehalten werden sollen auch eine Reihe von Betreuungsformen wie die Diabetologie, die Rheumatologie oder die Kinderkardiologie, die es in dieser Form in West -Berlin ebenfalls nicht gibt.

In jedem Fall sollen von den 2.548 bislang in den Betreuungsstellen Beschäftigten 2.410 übernommen werden, um so pro Stadtbezirk je nach Größe zwischen 160 und 327 Stellen im öffentlichen Gesundheitsdienst installieren zu können. Bislang verlaufe der Aufbau jedoch noch „sehr stolpernd“: Diverse Tätigkeiten wie beispielsweise Mütterberatung, die bislang noch von Polikliniken übernommen würden, müßten dem Gesundheitsdienst untergeordnet werden. Das setze voraus, daß die entsprechenden Haushaltsanteile den Gesundheitsämtern zur Verfügung stünden. Dies werde jedoch „durch die mangelnde Bereitschaft der Innenverwaltung, die notwendigen Übernahmen der vorhandenen Strukturen in die Verantwortung der Bezirksämter zu überführen“, bislang behindert. Ein flächendeckendes Netz von Sozialstationen soll darüber hinaus die ambulante Versorgung von pflegebedürftigen Menschen sichern. Wie in West-Berlin soll die Finanzierung der Sozialstationen ab 1991 über die Krankenkassen und Sozialhaushalte geregelt werden.

maz