Idiotenkram

■ Das Auto: Waffe und Sportgerät

PRESS-SCHLAG

Jacqueline Börner traute ihren Augen nicht. Der Trabi hielt genau auf die Eisschnellauf-Weltmeisterin zu, die gerade beim Fahrradtraining war.

Als sie aufwachte auf der Station 3 im Krankenhaus Pankow, hieß die Diagnose: Schädeltrauma, komplizierter Bruch des linken Fußes, Riß der Kreuz- und Seitenbänder im rechten Knie.

Schon vorher hatte der Autofahrer die Trainingsgruppe mit Jaqueline Börner attackiert, ein Athlet konnte sich durch einen Sprung in den Graben retten. Grund für den Amoklauf: Der Trabi-Mann fühlte sich von den Sportlern provoziert Anlaß genug für ihn, seine Duroplastkiste als Waffe zu benutzen.

Das war vor einer Woche und hat natürlich gar nichts zu tun mit der vorgestern gestarteten „Ralley der 1.000 Seen“. Nur, daß dort einige Leute die Faxen dicke haben vom Autowahn und die Raser nicht länger ungehindert über Land fegen lassen wollen. Der finnische Fußgängerverband: „Es gibt keine vernünftigen und menschlichen Argumente für Ralleys.“

Also werden sie demonstrieren in den Start- und Zielorten, einzelne wollen sich an Ralleywagen ketten. Mit in der Kritik: Premierminister Harri Holkeri. Der hat die Schirmherrschaft beim Autospektakel übernommen, vor zwei Wochen war er Hausherr einer in den Medien groß gefeierten Umweltkonferenz.

Autos machen so manchen zum Idioten.

-thöm