Osloer Konferenz über die „Anatomie des Hasses“ eröffnet

Oslo (taz) - Mit einem gegenüber den Vorankündigungen deutlich gelichteten TeilnehmerInnenfeld begann am Sonntag in der norwegischen Hauptstadt eine Konferenz zum Thema „Anatomie des Hasses“. Vor allem aus dem Nahen Osten waren in den letzten Tagen Absagen gekommen, so zogen unter anderem der ägyptische Vizeaußenminister und Bethlehems Bürgermeister mit Hinweis auf die Irak-Krise ihre Teilnahmezusagen zurück. Die Präsidenten Francois Mitterrand und Vaclav Havel kündigten zumindest an, ab Dienstag anwesend sein zu wollen.

Etwa 50 TeilnehmerInnen wollen mit eigenen Beiträgen die Frage des Hasses und seiner Konsequenzen umkreisen. Geladen wurden vom Initiator Elie Wiesel und dem Osloer Nobelkomitee PolitikerInnen, Humanistinnen, MenschenrechtskämpferInnen, SchriftstellerInnen. Unter dem Programmpunkt „Geographie des Hasses“ steht zunächst die Lage in Südafrika auf der Tagesordnung, eingeleitet mit Beiträgen von Nelson Mandela, Alan Boesak, Jimmy Carter und Wole Soyinka. Größtes Interesse werden auch die Diskussionen über den Nahen Osten, über Mittelamerika und Osteuropa auf sich ziehen. Zur Eröffnung machte Elie Wiesel deutlich, welch großes Vertrauen er in die Macht der Worte legt: „Die Welt würde vielleicht heute anders aussehen, wenn diese Konferenz schon früher stattgefunden hätte.“

Reinhard Wolff