Ladies Sing the Blues

■ 1.9.bis 30.9.:„WOMEN IN (E)MOTION“ aus den USA und England singen „Jazz, Blues'n'Gospel“

Auf der Bühne haben meist immer noch die Männer das Singen und Spielen. Vor zwei Jahren gab es in Bremen eine Konzertreihe, mit der versucht wurde, dieses Ungleichgewicht ein wenig zu korrigieren. Damals waren die Frauen auch vor der Bühne deutlich in der Mehrzahl.

Vom 1. bis 30. September findet nun mit „Women in (E)Motion“ eine Neuauflage dieser Reihe statt, in der schwarze Musik in vielen Schattierungen vorgestellt wird.

Am 1. 9. wird auf dem Eröffnungsfest in der Schauburg neben der Lesung einer Erzählung von Alice Walker über die Blues-Sängerin Big Mama Thornton der Film „Wild Women Don't Have The Blues“ gezeigt, und Rita Warford präsentiert einen Teil ihres Programms „Womansong“.

Die Sängerin und Erzählerin, die vom 2.9 bis zum 6.9. im kleinen Haus der Schauburg um 22.00 Uhr auftritt, versteht „Womansong“ als ihren Tribut an den Beitrag der Frauen zur Entwicklung des Jazz.

Die mit verschiedensten Vokaltechniken vertraute Rita Warford rekreiert in gesungenen Portraits die Gesangstile afrikanischer Stammesriten, der frühen Gospellieder versklavter Frauen und großer Sängerinnen wie Bessie Smith, Billie Holliday oder Ella Fitzgerald.

Und das Publikum kann bei einigen der von ihr nachempfundenen Sängerinnen wenig später überprüfen, ob die Töne stimmen, denn in dem einstündigen Dokumentationsfilm „Wild Women Don't Have The Blues“ (Schauburg 9.9. bis 13. 9.) sind neben historischen Filmaufnahmen, Fotos und Interviews mit Zeitzeugen auch die Stimmen von Bluessängerinen wie Ma Rainey, Bessie Smith oder Alberta Hunter zu hören.

Der Film zeichnet ein Bild der ersten Blütezeit des weiblichen Blues - von den Anfängen um 1910 in herumziehenden Vaudevilleshows über die ersten Plattenaufnahmen bis hin zu den Modeverrücktheiten in den zwanziger Jahren, wo jede schwarze Frau, die Smith hieß, einen Plattenvertrag bekam. Am Ende steht der erste Niedergang des Blues in den „depressing thirties“.

Der Film ist vollgestopft mit Musik, Originaldokumenten und

Anekdoten und wird in der Originalfassung ohne Untertitel gezeigt.

Die Mint Juleps sind ein Gesangssextett aus London, dessen Programm von Soul über Gospel bis zu Doo-Wop-Nummern reicht. Die sechs Frauen hatten letztes Jahr schon einen begeisternden Auftritt in Bremen und garantieren sehr kulinarischen und modernen A- cappella-Gesang. (8.9. und 9.9. Schauburg 23.00 Uhr)

Der Star der Reihe ist sicher die „große Dame der amerikanischen Folkmusic“, Odetta, die am 12. 9.in der Kirche „Unser Lieben Frauen“ und am 11.9. beim Weser -Forum in Bremerhaven solo auftritt. In 43 Jahren auf der Bühne hat sie ein riesiges Repertoire an amerikanischer Volksmusik angesammelt und ist dennoch keine singende Museumsführerin geworden.

Sie ist so vital wie ihre Musik und beeinflußte mehrere Genera

tionen amerikanischer Musiker, von Bob Dylan und Janis Joplin bis zu Tracy Chapman und Michelle Shocked.

Am 20.9 im Modernes sowie am 22.9. im Bremerhavener Weser-Forum treten nacheinander zwei Gruppen auf: The Miki Honeycutt Band aus den USA und The Dana Gillespie Band aus England. Miki Honeycutt wollte Hippiesängerin werden und sang bei Showbands in Las Vegas und Lake Tahoe, bevor sie zusammen mit ihrem Ehemann, dem Saxophonisten Jimmy Honeycut „back to the roots“ in dessen Heimatort Shreveport/Loisiana zog und sich langsam einen Namen als Soul- und R & B -Sängerin machte.

In Texas und Louisiana wird sie als „the best woman singer in the south“ gefeiert, und wir können uns schon auf das langezogene drawling des Südstaatendialekts freuen.

Dana Gillespie läßt ihre Karriere auf mehreren Schienen laufen, und ist in England auch als Schauspielerin bekannt, die etwa mit Ken Russell und Nicolas Roeg gearbeitet hat. In den sechziger Jahren sang sie mit Donovan, The Who oder Tom Jones, jetzt spielen in ihrer Band einige der besten Londoner Blues-und R&B-Musiker (natürlich alles Männer).

Multitalent Daryl Ryce singt, spielt Gitarre, Klavier und Geige, und sie komponiert die meisten ihrer Stücke selber. Bei ihren Auftritten vermischt sie die Genres der populären amerikanischen Musik zu ihrer eigenen Melange,

die sie am 26. 9. im Weser-Forum BHV und am 27.9. im Modernes zum ersten Mal einem deutschen Publikum vorstellt.

Das tut auch Marva Wright, die mit ihrer Band am selben Abend auftritt und Blues aus New Orleans zum besten gibt.

Jessie Mae Hemphill ist mit ihrer Leopardenhose und dem großen Cowboyhut wohl die skurillste Frau des Programms (29.9 im KITO, Vegesack, 30.9. Packhaus-Theater im Schnoor). Getreu dem Buchtitel „Even Cowgirls get the Blues“ singt sie mit elekrischer Gitarre und einem Tambourine am Fuß den traditionellen Country-Blues aus Mississippi. Sie gilt nicht, wie viele andere Bluessängerinnen, als „shouter“, statt dessen wird die Intensität ihrer sanften Stimme gerühmt.

Willy Taub