Unterm Strich

Das vor drei Jahren gegründete Deutsche Historische Museum nahm am vergangenen Sonntag seine Arbeit auf. Zur Ausstellungseröffnung „Bismarck - Preußen, Deutschland und Europa“ (im Martin-Gropius-Bau) gab es einen Festakt, dem dem sowohl die 83jährige Altfürstin Ann-Mari, Witwe des dritten Fürst von Bismarck, als auch Urenkel Fürst Ferdinand beiwohnten. Die Ausstellung (eine Besprechung im Feuilleton folgt) umfaßt 1100 Objekte aus ganz Europa, von der Gedenkmünze bis zum Kolossalgemälde, beginnend mit dem Wiener Kongreß und endend mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges.

Der Präsident des P.E.N.-Zentrums der DDR, Heinz Knobloch, ist zurückgetreten. „Mißverständliche und mißverstandene Äußerungen von

mir haben zu weiteren Spannungen zwischen Autoren und den beiden deutschen P.E.N.-Zentren geführt“, heißt es in seiner Presseerklärung an ADN. Er trete zurück, weil er nicht der Politiker sei, den dieses Amt wohl brauche. Der Berliner Autor hatte das Amt im Januar dieses Jahres übernommen.

Ginge es nach Fiona Cartledge, sollten die Menschen mehr Schlafsäcke tragen. Sie verkauft selbige, verwandelt in Jacketts, und der Londoner Modemarkt erwacht aus seinem Sommerschlaf. Sogar Jean Paul Gaultier, Ausstatter von Madonna, bezieht seine Inspirationen nun aus der Stadt an der Themse, deren neuester Modetrend auch ein Kommentar auf die drastische Verarmung breiter Bevölkerungsschichten in der Thatcher-Ära ist: aus Vorhängen aus den 50er Jahren wer

den Hot Pants geschneidert. Die Nachkriegszeit dauert an. Die Lage nimmt ständig zu.

Die Restaurierung eines 750 Meter langen Geheimgangs quer durch die Gebäude von Florenz aus dem 16. Jahrhundert soll im nächsten Jahr abgeschlossen sein. Es handelt sich um ein einzigartiges Bauwerk, mit dessen Hilfe die mächtige Medici-Familie spionierten - vor allem zur Zeit der Renaissance. Mit der Anlage des „geheimen Auges“ war der Architekt und Künstlerbiograph Giorgio Vasari im Jahre 1565 von Herzog Cosimo I. dei Medici beauftragt worden. Die 1983 begonnene Restaurierung des Geheimgangs, der unter den Dächern der Stadt vom Palazzo Vecchio zum Palazzo Pitti verläuft und auch über den Ponte Vecchio führt, soll 1991 abgeschlossen werden. Neben dem baufälligen Geheim

gang galt die Aufmerksamkeit der Restaurateure vor allem den etwa 800 Gemälden, die längs des stellenweise nur einen Meter breiten Korridors an den Wänden hängen. Seit 1970, als der „corridoio vasariano“, wie ihn die Florentiner nennen, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, haben jährlich rund 1 000 Besucher den etwa halbstündigen Fußmarsch angetreten. So Sie das auch tun wollen, müssen Sie sich vorher anmelden. Dann dürfen Sie durch die von Vasari mit perspektivischem Geschick angelegten Fenster in den Gassen der Stadt am Arno spionieren. Oder es geht Ihnen wie den Spionen aus der Renaissance: Sie werden sich in diesen Bildern verlieren, und ihre Augen werden, statt sich der Wirklichkeit zuzuwenden, in jenen Rahmen finden, was sie nicht gesucht haben. Glückliche Spione in Florenz, glückliche Bürger allemal.