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Grobecker gegen „Tarifwildwuchs“

■ ParastaatlicheArbeitgeber sollen unter einen Deckel

Bremens „ungeordnete Tariflandschaft“ im parastaatlichen Bereich will Senatsdirektor Helmut Dücker ordnen. Als Ordnungsfaktor schwebt ihm dazu ein „kommunaler Arbeitgeberverband“ vor. Das wären „ein bis zwei Mitarbeiter“, die ihm in seiner „Senatskommission für das Personalwesen“ zur Seite stünden, und deren erste Tat es wäre, dem „kommunalen Arbeitgeberverband“ Mitglieder zu werben. Mitglied werden sollten, seiner Vorstellung nach, all die Betriebe, die wie Stadthalle, Flughafen und Straßenbahn oder wie Stadtwerke und Gewoba unter bremischem Einfluß stehen, oder gar einen Senator im Aufsichtsrat haben und deren Vorstand dennoch selbständig und ohne sich groß reinreden zu lassen (Haus-)Tarifverträge abschließt. Verträge, bei denen, so ein etwas mißgünstiger Beobachter, die Beschäftigten „alle Vorteile aus dem öffentlichen Dienst genießen und noch was draufgelegt kriegen: Monatskarten, übertarifliche Bezahlung, niedrige Stromrechnungen... Mit dem „kommunalen Arbeitgeberverband“ soll, wie es in der Problembeschreibung der Senatskommission heißt: „Ein weiteres Auseinanderklaffen der unterschiedlichen Tarife vermieden werden.“

Für das Ausüben der Geschäftsführungstätigkeit im geplanten „kommunalen Arbeitgeberverband“ ist einer im Gespräch, der seit Jahrzehnten hauptberuflich Arbeitnehmerinteressen vertritt: Gerhard Tilsner, seit 15 Jahren Vorsitzender des Gesamtpersonalrats, zuständig für 40.000 öffentlich Bedienstete im Lande Bremen. Gerhard Tilsner: „Wenn der Verband steht, und man mir ein Angebot macht, werde ich das Angebot prüfen. Einen kommunalen Arbeitgeberverband halte ich absolut für notwendig und sinnvoll.“ Jedes andere Bundesland habe diese Einrichtung auch. Zu der Frage, ob sich die Beschäftigten mit solch einem Verband schlechtere Bedingungen einhandelten, wollte Tilsner kein Urteil abgeben, „weil mir die Vergleichsmöglichkeiten fehlen.“ Er kenne nur den Öffentlichen Dienst.

Senatssprecher Pape wies gestern Spekulationen zurück, mit dem „kommunalen Verband“ solle ein Versorgungsposten für Gerhard Tilsner geschaffen werden: „Die Person paßt überhaupt nicht.“ Gewoba-Chef Kulenkampff hatte von dem geplanten Verband gestern aus der Zeitung erfahren: „Ich habe keine Vorstellung, welche Funktion dieser Verband für die Gewoba übernehmen soll.“

B.D.

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