Einigkeit bei Opec-Mehrheit Ölpreise fallen bereits

■ Iran sperrt sich noch / Französische Regierung will Sparprogramm

Wien / Rotterdam / Paris / Zürich (ap/dpa/afp/taz) - Bei den Wiener Opec-Beratungen hat die iranische Regierung am Dienstag ihren Widerstand gegen eine Ausweitung der Ölproduktion bekräftigt und damit die zunächst erwartete rasche Einigung des Förderkartells verzögert. Der iranische Ölminister Golamresa Akasadeh verlangte, die Industriestaaten müßten zunächst ihre hohen Lagerbestände an Rohöl abbauen. Die anderen in Wien vertretenen zehn Opec-Mitglieder einigten sich hingegen auf den Vorschlag, die Fördergrenzen vorübergehend zu erhöhen, um die ausgefallenen Exporte Iraks und Kuwaits auszugleichen.

Akasadeh weigerte sich, an einer am Dienstag mittag verspätet begonnenen Gesprächsrunde der informellen Konferenz teilzunehmen und erklärte vor Journalisten: „Ich gehe spazieren.“ Die Absicht der übrigen Opec-Mitglieder zur Ausweitung der Förderung bezeichnete er als einen großen Fehler.

Die internationalen Rohölmärkte reagierten auf die Meldungen über eine Einigung der Opec-Mehrheit mit einem kräftigen Preisrückgang. In Rotterdam wurde britisches Nordseeöl am Dienstag nur noch mit 26,40 Dollar je Barrel (159 Liter) und damit um 3,60 Dollar niedriger gehandelt als tags zuvor. In New York sackte der Barrel-Preis für die gängige Sorte West Texas Intermediate sogar um vier Dollar auf 26,90 Dollar. Weit niedrigere Preise für Terminkontrakte signalisieren zudem die Erwartung, daß der Preisauftrieb aufgrund der Golfkrise nur von kurzer Dauer sein wird. So wurden in New York Verträge mit Liefertermin Februar 1992 zum Preis von 22,71 Dollar abgeschlossen.

Derweil ist der französische Regierungschef Rocard offenbar auf einen neuen Sparkurs eingeschwenkt, um das Wirtschaftswachstum nicht durch Ölpreiserhöhungen zu gefährden. Ohne das Ergebnis der Beratungen einer ab Mittwoch funktionierenden „Anti-Krisengruppe“ der Regierung abzuwarten, wird sich am Donnerstag eine Ministerrunde zusammensetzen und sich den Etatentwurf für 1991 vornehmen, der eine Reihe empfindlicher Abstriche erfahren wird. Im Wirtschaftsministerium wird bereits von einem „Anti-Schock -Haushalt“ gesprochen.

In der Schweiz will die Kartellkommission die jüngsten Benzinpreiserhöhungen einer besonderen Prüfung unterziehen. Die Kommission erklärte am Dienstag in Bern, sie wolle klären, ob auf den Märkten für flüssige Brenn- und Treibstoffe ein Kartell oder eine ähnliche Organisation vorliegt und ob noch ein wirksamer Wettbewerb herrscht. Eine solche Untersuchung wurde zuletzt 1985 vorgenommen.

In der Schweiz sind die Benzinpreise seit Beginn der Golfkrise vor knapp vier Wochen um 14 Rappen (16 Pfennig) pro Liter gestiegen, ebensoviel wie in der BRD. Zum Wochenbeginn hatten Aral, Shell, Esso und BP hier wie dort den Literpreis für Benzin und Diesel um weitere sechs Pfennig erhöht. Mit Interesse wird jetzt erwartet, ob die Konzerne mit dem neuen Preisverfall für Rohöl und dem anhaltenden Rückgang des Dollarkurses ihre Preise ebenso schnell wieder senken, wie sie angehoben worden waren.

diba