Wie Deutsche das Gesetz brechen

Die Deutschen scheinen zu einem anständigen Betrug oder Diebstahl nicht fähig zu sein. Da machte zum Bleistift ein Steuerzahler aus Essen sein Finanzamt auf einen Fehler aufmerksam und verzichtet ohne Zwang auf mehr als 4.700 Mark. Das Finanzamt Essen-Süd hatte dem braven Bürger einen Erstattungsbescheid von 5.290 Mark zugeschickt. Der Mann rechnete nach. Dann bat er die Behörde um eine Berichtigung: Er selbst war nämlich nur auf 529 Mark gekommen. Durch einen Computerfehler war auf dem Bescheid die zehnfache Summe angegeben worden. Zur Begründung seines Korrekturwunsches kam er den Finanzbeamten dann auch noch mit Schillers Jungfrau

von Orleans: „Ach, es geschehen keine Wunder mehr!“ Der Typ würde ein Wunder nicht mal erkennen, wenn es ihm in den Arsch beißen würde!

Wenn dann doch einmal ein kleines Verbrechen geschieht, wird der Täter gleich von seinem schlechten Gewissen dahingerafft: Einem Frankfurter Kriminalbeamten lag kaum die Anzeige eines Einbruchs in einem Keller vor, als der 18jährige Dieb auch schon vor seiner Tür stand und darum bat, ein Geständnis ablegen zu dürfen. Der Reumütige gestand auch gleich noch drei weitere Einbrüche. Gestohlen hatte er vor allem Lebensmittel. Nach seiner Vernehmung bedankte sich der Amateur mit den Worten: „Jetzt bin ich aber erleichtert.“

Wirklich peinlich wird es, wenn der deutsche Michel einen großen Coup landen will: Ein 47jähriger aus Bayern versuchte sich als Erpresser.

Gleich eine Million Mark wollte er von „Aldi“ haben. Bei Nichtzahlung drohte er mit der Vergiftung von Lebensmitteln in den Läden des Konzerns. Nun weiß jeder Krimileser, daß bei einer Erpressung die Geldübergabe der kniffeligste Punkt des

ganzen Unternehmens ist. Man muß sich schon was echt Originelles einfallen lassen, um dabei nicht geschnappt zu werden. Wie die Sache auf jeden Fall schief geht, kann man jede Woche in billigen deutschen Serienkrimis im Fernsehen sehen. Aber genauso ging der Aldi-Erpresser vor: Er verlangte, die Million solle auf sein Signal hin nahe Straubing aus dem Wien-Holland-Expreß geworfen werden. Ein großes Polizeiaufgebot sicherte den Streckenabschnitt weiträumig ab. Als der Idiot auftauchte und freudig Signalfahne und Lampe schwenkte, wurde er eingesackt. Bei einer Hausdurchsuchung fand die Polizei dann auch die Schreibmaschine, auf der die Erpresserbriefe getippt worden waren. Der Mann kann die nächsten Jahre Urlaub auf Staatskosten machen - und den hat er sich ehrlich verdient.

Karl Wegmann