„Mann, sind die klein!“

■ Schule Schmidtstraße: Alte Erstklässler singspielten für neue Erstklässler

Erster Schultag in der Schmidtstraße: Auf der Straße, im Schulhof, sogar in der Turnhalle, die sperrangelweit zum Reinsehen einlädt, stehen, sitzen, tuscheln, schwatzen Elterntrauben. Stolz tragen Mutti und Vati mit leuchtenden Augen bunte, kreppig prall gefüllte Riesentüten: zum Beispiel schwarze Hähne auf knallrosa Glanzpapier oder bunte Kringel auf mattgelbem Samt. Ihre Sprößlinge tollen dazu passend in Lila oder Gelb herum und sollen auf Fotos lachen.

Auch unter den Eltern kommt keine Langeweile auf. In Gesprächen wie: „Also meiner hat die ganze Nacht nicht geschlafen“ oder: „War ihre auch so aufgeregt?“ oder: „Zu meiner Zeit waren in den Schultüten ja nur Süßigkeiten, nicht so wie heute“, kommt man sich näher, knüpft erste Bekanntschaften. Prima kommen sie schon aus mit sich und den anderen, die Eltern.

Im Inneren der Turnhalle, am hinteren Ende, haben sich inzwischen die ganz frischen Zweitklässler vor Kletterleitern gruppiert. Mit roten, blauen, braunen

Schleifchen warten sie ungeduldig auf ihren Einsatz. Immer wieder springen einzelne auf, um nach den Eltern und dem Hauptpublikum Ausschau zu halten. Röckchen und kurze Hosen rutschen hin und her.

„Also wir haben das früher auch gemacht, so was aufgeführt für die Kleinen“, sagt Meike, immerhin schon elf, und kann sich nur noch dunkel erinnern. Und macht die Schule denn noch Spaß? „Na ja, kommt ganz darauf an. Am liebsten gehe ich zur AG“. Und was gibt's da Tolles? „Man kann sich aussuchen, was man mag. Musik, Sport, Computer und so. Aber ich gehe immer zum Schattenspiel, das find‘ ich

am tollsten. Da wird dann so'n Tuch aufgespannt und direkt von hinten Licht raufgestrahlt. Und dann kann man irgendwas darstellen. Wenn man ein Messer nimmt und es am Kopf vorbeiführt, sieht es so aus, als ob du es in den Mund steckst“.

Jetzt haben sich Eltern, Omas und Opas endlich auf die Turnbänke gequetscht, tauschen immer noch Erfahrungen oder vielsagende Blicke aus. Und langsam geht die holzgetäfelte Seitentür auf.

Eine Sekunde später wimmeln etwa 60 kleine Zukunftsschüler herein und drängeln sich in die ersten Reihen. Mit offenen Mündern beobachten sie, was ihnen so

geboten wird, singen und klatschen im Takt. Als die „Älteren“ ihnen Lehrer Klein und Schmidt und Jung und Klick vorführen, müssen sie lachen. Besonders der Zeichenlehrer Jung mit der Brille und den wippenden Augen stößt auf Begeisterung.

Und dann endlich ist es soweit, mit einem lauten drrrrrr.. klingelt es zur ersten Stunde. Die sechs Jahre alte Prisca weiß im ersten Moment gar nicht, wo sie hin soll. Gottseidank klebt ein gelbes lachendes Gesicht auf ihrer kleinen Hand. Also ab in die 1c.

„Mann, sind die klein“, schreit ein etwa 8jähriger Junge, als er um die Ecke rast.

bz