Kompromißlos illuster

■ Auf in den September, und zwar überschallartig mit dem „Überschall-Festival“

Der Sommer geht nun doch langsam seinem Ende entgegen, und damit kauert auch die Konzertsaison wieder in den Startlöchern. Heute abend wird der Plattenladen Überschall, gleichzeitig auch ein Label, mit einem vierteiligen Power-Pack in der Kesselhalle des Schlachthofes den Anfang machen. Der Veranstalter Michael Bultmann hat ein kleines Festival zusammengestellt, das mit Sicherheit ein Highlight ist - vorausgesetzt, Sie verbinden mit den Attributen „schneller, härter, lauter“ ein gewinnbringendes Hörerlebnis.

Schon die Herkunftsorte der vier Bands sorgen für Spannung: Seattle, Sydney, New York und Bremen. Eine bereits nie wieder zusammentreffende Gemeinschaft, denn das amerikanische Westküsten-Quartett Mudhoney wird sich gerüchteweise gegen Ende des Jahres auflösen.

Bultmann hält die „Grunge-Rocker“ (Markenzeichen dieser neue Schublade: „Die machen keine durchgestylten 24-Spur -Saubermann-Aufnahmen, haben aber eine sehr starke Eigendynamik. Sie verändern ständig ihre Spielweise.“) für die heimlichen Stars des Abends. Einen besonderen Wert legt er außerdem auf die Tatsache, daß sich die Gruppen, die zur Zeit jede für sich durch die Lande touren, nicht kennen. „Da kommt einfach mehr Spannung auf, die Stimmung ist besser, wenn die den ganzen Abend zusammen sind und sich austauschen können. Diese Gelegenheit bietet sich ihnen sonst selten.“

Mit der Down-Under-Formation Beasts of Bourbon kommt eine interessante Band nach Bremen, mit der sich das Gespräch lohnen wird. Australische MusikerInnen touren nicht sehr häufig durch Europa, der lange Weg ist vielen zu aufwendig. Von den wenigen Gruppen, die sich bei uns vorstellen, ist aber bekannt, daß sie zu der kompromißlosen Sorte gehören. Als Vielarbeiter kommen manche in ihrem Heimatland auf bis zu 250 Auftritte pro Jahr. Wenn die letzte Platte Hinweise auf den Bremer Auftritt zuläßt, werden Beasts of Bourbon um den fabelhaften Frontmann Tex Perkins „verhältnismäßig ruhige Töne anschlagen“.

Das wird die Henry Rollins Band bestimmt nicht tun. Henry, ein guter Bekannter in Bremen, ist immer noch der energiegeladene Derwisch am Mikrophon, über und über tätowiert. Diesen genialen Verrückten muß man auf der Bühne erleben, auf Platte verliert sich seine unbändige Kraft ins Irgendwo.

In dieser illustren Gesellschaft wirken die vier Bremer Musiker von Party Diktator wie Exoten. Doch auch ohne prophetische Gaben kann davon ausgegangen werden, daß gerade diese Kombo mehr bieten wird als nur ein warming up für die weitgereisten Bands. Party Diktator sind eine der wenigen musikalischen Hoffnungen in der Hansestadt. Nach der Veröffentlichung ihrer neuen Single und ihrem Auftritt auf einer großen Bühne im Verein mit den renommierten internationalen Acts wird es in Bremen vielleicht wieder eine Gruppe geben, die auch über den Tellerrand dieser Stadt Gehör finden wird. Der heutige Abend wird es zeigen.

Cool J.F.

Im Schlachthof, Kesselhalle, 21 Uhr