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Wissenschaft für die DDR

■ 30 Projekte der Zusammenarbeit zwischen den Unis in Bremen und der DDR

Am Anfang war alles ganz schwierig. Bei jeder Kleinigkeit mußte die Partneruniversität Rostock - anstatt eigenständig zu entscheiden - ihr Ministerium in Berlin befragen. Selbst Direktoren, ganz zu schweigen von einfachen Professoren waren die Hände gebunden. Doch dann kam sie doch noch zustande - die wissenschaftliche Kooperation von Bremen und Rostock. In mehr als 30 Projekten engagiert sich inzwischen die Hansastadt, um den Rostockern schnell und unbürokratisch bei den derzeitigen Umwälzungsprozessen zu helfen. Insgesamt hat sie in der Noch-DDR 61 solcher Initiativen gestartet.

Schwerpunkte im Bereich Forschung bilden dabei Informationstechnologien (das Weitergeben von Hard- und Software), Umweltverfahrenstechniken, empirische soziologische Erhebungen zur Entwicklung und der Rolle der Bürgerinitiativen am

Beispiel Rostock und arbeitsteilige Untersuchungen in der Chemie und Produktionstechnik. Außerdem wird entscheidende Hilfe beim Wiederaufbau der juristischen Fakultät in Rostock geleistet.

Ein anderer, ebenso wichtiger Bestandteil all dieser Projekte, ist der Austausch von WissenschaftlerInnen, NachwuchswissenschaftlerInnen und StudentInnen. So sollen zum Beispiel zwei Gastprofessuren mit vollem Lehrdeputat in den Bereichen Sozialpädagogik und Erziehungswissenschaft sowie 20 Hochschullehrer mit den Schwerpunkten Rechts- und Wirtschaftswissenschaften stundenweise in verschiedenen Einrichtungen arbeiten. Zusätzlich werden Blockseminare und Workshops als Weiterbildungsveranstaltungen für Mitarbeiter der Universität Rostock im Bereich Wirtschafts-und Sozialwissenschaften angeboten.

Finanziert wird diese DDR

Sonderförderung mit einem Fonds, der in der Hauptsache durch Bundes- und Drittmittel aus der privaten Wirtschaft gespeist wird. 115.000 Mark hat die Bremer Universität bisher erhalten. Wie das Geld im Einzelnen verwendet wird, liegt dann ausschließlich bei den universitären Gremien, die auch die Verantwortung dafür tragen, daß die Mittel tatsächlich in der DDR ankommen.

Einfach sei es natürlich nicht über die Zweckmäßigkeit von bestimmten Maßnahmen von Bremen aus zu entscheiden, meinte gestern Manfred Kaluza, Mitarbeiter des Akademischen Auslandsamtes. „Da müssen wir uns auf die schon seit längerem geknüpften Kontakte verlassen“. Aber bislang habe man recht gute Erfahrungen gemacht.

Bei dem Wissenschaftsprogramm geht es nicht nur darum, der DDR aus der Talsohle zu helfen. „Langfristig gesehen sind

unsere Aktivitäten durchaus nicht uneigennützig“, begründet Jürgen Timm, Rektor der Universität Bremen, sein Engagement, „wenn man davon ausgeht, daß die norddeutschen Länder, einschließlich Mecklenburg, früher oder später eine gemeinsame politische Struktur darstellen werden, befinden wir uns hier durchaus nicht in einer Einbahnstraße. All das, was wir heute investieren, kommt uns später einmal zugute“.

So sei es zum Beispiel dringend notwendig, sich gemeinsam um die Verschmutzung der Nordsee und andere Umweltprobleme zu kümmern. Darüber hinaus stünde auch noch das Land als solches auf dem Spiel. „Nur wenn das wissenschaftliche Niveau in der DDR dem unsrigen angepaßt wird, haben wir als Land Bremen überhaupt eine Chance wissenschaftspolitisch eine Rolle zu spielen in einem geeinten Europa“.

bz

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