„Da ist gar nicht viel hinter zu kucken“

■ Bei Hans Grothes Bremerhavener Aktivitäten geht es um teure und um Gratis-Immobilien auch in Bremen

„Sie wollen doch die Zusammenhänge herstellen. Sie wollen sagen, Grothe wird geschmiert und dafür macht er das Museum. Nur, da kann ich Ihnen keinen Tip geben. Das würde nicht 80.000, das würde 500.000 Dollar kosten, dann würde ich das behaupten.“ Ich spreche mit der zupackenden rheinisch klingenden Unumständlichkeit in Person. Mit Hans Grothe ist gut scherzen. Der Investor von Plaza Hotel und Asia Trade Center in Bremen plant der Stadt Bremerhaven ein Museum zu schenken, das 100 Objekte seiner Sammlung zeitgenössischer Moderne enthalten soll und ihr zugleich ein „Nord- und osteuropäisches Handelszentrum“ zu bauen. Er hat sich zwischen Spanienrückkunft (gestern) und neuem Termingesause (morgen) aus der Baubesprechung mit seinen 50 Herren herausrufen lassen, um der Dame von der Presse klarzumachen, daß es keine Verbindungen zwischen dem geschenkten Museum und sonstwas gibt.

„Irgendwo muß ich die Bilder doch unterbringen“

Seitdem seine Schenkungsabsichten bekannt geworden seien, habe er 60 Anfragen aus anderen Städten, könnte sein Museum sofort in Hamburg haben. Er will es aber in Bremerhaven. „Ich will's nicht in einer Großstadt haben. Wissen Sie, das Ding ist so einfach wie nichts. Da habe ich also 'zig Bil

der. Und irgendwo muß ich sie unterbringen, sie können nicht immer auf Lager stehen. Und sie können auch nicht in den Museen, wo ich sie jetzt ausgeliehen habe, bleiben. Und dazu brauch ich endlich mal einen Schuppen, wo ich sie hinhängen kann. Und wenn dieses Haus, so, wie ich es mir vorstelle, von einer Stadt gewartet, gepflegt und die Bilder betreut werden, dann ist das doch ein Geschäft auf Gegenseitigkeit. Wissen Sie, da ist gar nicht viel dahinter zu gucken.“

Grothe ist ein Mann, auf den,

laut Grothe, alle zukommen: Zuerst die Stadt Bremerhaven, ob er ihr nicht ein Zentrum für skandinavische Firmen bauen könnte. Für das hatte Wirtschaftssenator Uwe Beckmeyer bei einer Skandinavienreise schon Firmen akquiriert. Aber der Bremerhavener Wirtschaftsstadtrat Werner Lenz hatte das Verwaltungsgebäude der ehemaligen Rickmerswerft für das „Scandic Center“, wie es damals noch hieß, nicht mehr hergeben wollen. Also Neubau. Vorgesehen das Gelände neben der Rickmerswerft. Da es

sich um die einzig baureife Fläche im Bremerhavener Zentrum gehandelt habe, sagte Grothe: „Das mache ich.“ Dann kam, so erzählt Grothe die Geschichte, der Bremer Senatspräsident Klaus Wedemeier mit seinem Wunsch, Grothe möge doch Sammlung und Museum stiften.

Und warum ausgerechnet für Bremerhaven, wo in Bremen schon gerade ein Museum für zeitgenössische Kunst entsteht? Grothe: „Weil es da am besten liegt, zwischen Hamburg und Bremen.“ Das tut es in der Tat.

Denn das riesige, acht Hektar große Grundstück auf der Rickmerswerft, auf das Grothe sein Museum stellen will, liegt in Steinwurfnähe zu den 5.000 Quadratmetern, auf denen er das Handelszentrum bauen will.

Acht Hektar innerstädtischer Baugrund als Geschenk

Beide Geländeflächen liegen im Stadtzentrum, nahe am Autobahnzubringer, zugleich im Geestebogen und sind landschaftlich sehr schön. Die Grundstückspreise sind im letzten Jahr des Baubooms um 25 Prozent gestiegenen. Bebaubares Land im Stadtzentrum ist eine rare Ausnahme, das Ende der Rickmerswerft hat der Stadt ein Immobilienjuwel beschert. Die Idee, das Museum auf den Platz zu schenken, der das Grundstück arrondiert, das Grothe für das Handelszentrum erwerben will, ist denn auch mal nicht auf Hans Grothe zugekommen, sondern von ihm. Bremerhavens Oberbügermeister Karl Willms: „Das ist im Grunde bei Herrn Grothe gewachsen.“

Der Museumsschenker - Grothe zur taz: „Ich weiß selber nicht, warum ich das alles tue“ - hofft also, sein 25 -Millionen-Museum auf einen Grund zu stellen, dessen Nutzungszweck noch nicht ausgewiesen ist und den die Stadt in einem noch zu machenden Bebauungsplan theoretisch auch als Bauland ausweisen könnte. Hans Grothe geht davon aus: „Selbstverständlich kriege ich auch das Grundstück von der Stadt umsonst, auf dem das Museum zu stehen kommt.“ Der Bremerhavener Wirtschaftsdezernent Werner Lenz sieht das ganz anders: „Das Grundstück bleibt Eigentum der Stadt.“ „Ach ja,“ sagte da der Museumsschenker, „da haben wir noch gar nicht drüber gesprochen.“

Überhaupt wird noch über eini

ges zu sprechen sein. Grothes Fanfarenstoß, dank Wedemeiers Hartnäckigkeit verschenke er ein Museum, kam etwas früh. Seitdem werkelt, wer immer aus den Ferien zurückkehrt, eilfertig an den Grothe-Projekten herum. Der Bremerhavener Magistrat hat ein „Nord- und Osteuropäisches Handelszentrum“ beschlossen, mit dem, so behauptet der Spanienrückkehrer Grothe, er nichts zu tun habe. Er denkt immer noch an den „Scandia-Park“, der es vor einem Monat war. Beim Bremer Senator Beckmeyer, über den der Grundstückstransfer an Grothe gehen soll, klingeln neugierige Journalisten an. Zu früh, gestern erst fanden die entscheidenden Verhandlungen statt. U.a. deshalb will Oberbürgermeister Willms auch noch nicht sagen, wieviel Quadratmeter die Stadt für das Handelszentrum verkaufen will, während Grothe schon weiß, daß es 5.000 sein werden.

Große Fische in Fishtown, kleine in Bremen

Die großen Fische werden zwar in Bremerhaven gefangen, aber in Bremen schwimmen auch ein paar kleine: zum Bespiel Grund und Gebäude der ehemaligen Staatsbibliothek am Bahnhof, das dem Überseemuseum als Magazin für seine überquellenden Bestände dient.

Grothe: „Ob ich das in Bälde haben kann, weiß ich nicht. Aber ich habe da eine Anmeldung, daß ich das gern übernehmen würde, es liegt ja da dämlich rum.“ - „Es gibt Leute, die sagen, daß das Überseemuseum darauf nicht verzichten kann.“

-„Na gut, dann macht das Überseemuseum das. Das eine ist keine Voraussetzung zu dem anderen.“ - Die Berichterstatterin versteht nicht, was von was? - „Na, das Museum ist keine Voraussetzung für das andere.“ Ach so.

Uta Stolle