Armenische Milizen wurden entwaffnet

Berlin (afp/taz) - Offensichtlich ist es den armenischen Behörden gelungen, die milizartige „Armenische Nationalarmee“ (ANA) dazu zu bewegen, sich zu entwaffnen. Die schon seit Monaten die Innenpolitik beherrschende Auseinandersetzung zwischen Parlament und der Freischärlerarmee scheint somit vorerst zu einem Ende gekommen zu sein. Allerdings verlief die Befriedungsaktion nicht reibungslos: Bei Kämpfen gab es nach vorläufigen Berichten mindestens sechs Tote.

Am Donnerstag verkündete der Präsident des armenischen Parlaments, Ter-Petrossijan, die Auflösung der Verbände. Die ANA-Generalität, insgesamt 250 Personen, habe sich wenige Stunden nach Ablauf eines Ultimatums des armenischen Parlaments am Mittwoch um 22.00 Uhr Ortszeit ergeben und die Auflösung der Milizen angekündigt. 52 Mitglieder der ANA aber hätten sich in Erewan weiterhin geweigert, ihre Waffen abzugeben. Der Ausnahmezustand und die Ausgangssperre in Armenien würden aber solange aufrecht erhalten, bis die letzte Waffe den Behörden übergeben worden sei.

Am Mittwoch morgen war es zu heftigen Zusammenstößen zwischen Anhängern der Armenischen Nationalbewegung und der Nationalarmee gekommen, bei denen es mindestens sechs Tote gab. Angehörige der Nationalarmee hatten mit automatischen Waffen versucht, das Hauptquartier der armenischen Nationalbewegung zu stürmen, die der Regierung nahesteht und die über die Mehrheit im Parlament verfügt. Daraufhin wurde der Ausnahmezustand ausgerufen und die Ausgangssperre verhängt. Kurz nach Ablauf des Ultimatums umstellten Milizen des Innenministeriums drei Gebäude, die der Nationalarmee als Hauptquartier dienten.

Nach Berichten der unabhängigen sowjetischen Nachrichtenagentur 'Interfax‘ sind im Hauptquartier der Nationalarmee 700 Kilogramm Sprengstoff und zahlreiche Handgranaten gefunden worden. Inzwischen sollen sich Einheiten der Nationalarmee auch in anderen Landesteilen den Behörden ergeben haben. Die Nationalarmee war in Zusamenhang mit dem Konflikt um Nagorny-Karabach im Januar dieses Jahres gegründet worden. Sie sollte die armenische Bevölkerung vor Übergriffen der Aserbaidschaner schützen. Ihre Einheiten versuchten auch die Grenze zu Aserbaidschan zu kontrollieren. Die eigenständigen armenischen Milizen hatten auch zu Spannungen zwischen Moskau und Erewan geführt.

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