Die Dicken gehen in die Offensive

Dicke Menschen gelten als häßlich, und das wird ihnen andauernd mehr oder weniger subtil auf die Nase gebunden. Wenn Dicke Karriere machen, wie z.B. „Zuckerbaby“ Marianne Sägebrecht, sind es meist nicht die beruflichen Leistungen, die Schlagzeilen machen, sondern eher die üppigen Rundungen. Frau Sägebrecht bekommt zudem noch haufenweise Post von Männern „so um die 50“, für die es eine Provokation ist, daß eine dicke Frau im Filmgeschäft Erfolg hat. Aber damit kann sie leben, ebenso wie mit der Verachtung der Scharen von Mädchen, die ständig in Bodybuilding-Studios rennen und versuchen, diese Dallas- und Denver-Figuren zu kopieren.

Dicke haben es auch im alltäglichen Leben nicht gerade leicht. Im Flugzeug nach einer Verlängerung für den Sicherheitsgurt fragen zu müssen, ist schon peinlich. Von solchen und ähnlichen Problemen können die Mitglieder der amerikanischen „Vereinigung zur Förderung der Toleranz gegenüber Dicken“ ein Lied singen. Rund 250 der insgesamt 3.000 Mitglieder trafen sich jetzt in Chicago, um sich auf der Jahreskonferenz der Vereinigung gegenseitig den Rücken zu stärken und über Wege zur Emanzipation der Dicken zu beraten. „Wenn ich nach einem BH in meiner Größe frage, macht die Verkäuferin große Augen und muß erst mal hinten nachsehen“, berichtete eine Teilnehmerin, als es zur Eröffnung der Tagung um Freud und Leid schwergewichtiger Menschen ging. Eine Frau aus Baltimore berichtete, sie habe mit

der Wiederholung ihrer Führerscheinprüfung beweisen müssen, daß ihr Übergewicht ihre Fahrtüchtigkeit nicht beeinträchtige. Doch jetzt wollen die Dicken sich wehren und es den Dünnen zeigen. Auf der Konferenz wird über Strategien beraten, wie

schwergewichtige Menschen ihr Los auch ohne Diäten erleichtern können. Geplant sind Aktionen gegen dickenfeindliche Produkte, Veröffentlichungen und Werbung.

In München rettete sein Speckbauch einem Hobbykoch das Leben. Als ein Mitbewohner dem späteren Opfer das Mittagessen vorsetzte, war der fette Gourmet so entsetzt, daß er seinem untalentierten Freund den „Saufraß“ in den Hals stopfte. Dieser revanchierte sich, indem er seinem Peiniger zweimal ein Messer in den Bauch rammte. Doch das schlechte Essen war für den Dicken offenbar härter als die scharfe Klinge. Nach den beiden Stichen ließ er sich nur ambulant behandeln. Der Wohlstandsspeck hatte dem drei Zentner schweren Opfer das Leben gerettet. Das Messer traf nur auf Fettgewebe.

Karl Wegmann