Friedensaktionen von morgens bis abends...

■ Berliner und Potsdamer Aktionen zum Antikriegstag: Friedenslauf, Eurotour, Benefiz, Gewerkschaftskundgebung...

Berlin. Wer den heutigen Weltfriedenstag nicht friedlich im Bett verbringen will, kann sich auch anderwärtig von morgens bis abends mit dem Frieden beschäftigen. Zur Erinnerung an den nationalsozialistischen Überfall auf Polen und den Beginn des Zweiten Weltkrieges heute vor 51 Jahren werden in Ost und West eine ganze Reihe von Veranstaltungen angeboten:

Am frühesten aufstehen muß Schwierzomper. (Ha! Ha! Ha! Recht so! d. säzzer) Bereits zur nachtschlafenden Zeit um 9 Uhr eröffnen die beiden Bürgermeister mit friedensbewegter Geste den neuen S-Bahnhof Unter den Linden.

Die „Arbeitsgruppe Junger GenossInnen in der PDS“ steht dem jedoch, wie noch aus disziplinierteren Zeiten gewohnt, kaum nach. Sie trifft sich anläßlich des Antikriegstages um 9.30 Uhr im Kastanienwäldchen und wird dort um 12.30 Uhr nach West-Berlin abmarschieren.

Um 10 Uhr startet am Mehringhof in der Gneisenaustraße 2a eine speziell auf den 1.September bezogene „Antifaschistische Stadtrundfahrt“, organisiert vom „Bildungswerk für Demokratie und Umweltschutz“. Zur gleichen Zeit beginnt für die international zusammengesetzte Gruppe von Antimilitaristen/Kriegsdienstverweigerern, die sich seit einem Monat per Rad auf einer „Eurotour 90“ befindet, die Schlußkundgebung ihrer Aktion mit einem Infostand, Straßentheater und Musik auf dem Alex. Sie wird dort wahrscheinlich auf die kirchliche Gruppe treffen, die von 10 bis 21 Uhr am selben Ort eine Benefiz -Veranstaltung „Helft Kindern leben“ organisiert hat.

Nicht mal die Mittagszeit gönnt hier eine Pause: Um 12.30 Uhr wird besagte „Eurotour 90“ die Gedächtniskirche umradeln, um 12.45 Uhr lädt der Verein „Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin e.V.„ zur Teilnahme bei der Enthüllung eines Straßenschildes an der Ecke Stresemannstraße/ Niederkirchnerstraße ein, der früheren Prinz-Albrecht-Straße mit dem Gestapo-Hauptquartier. Gleich anschließend und um die Ecke beginnt um 13 Uhr auf dem Gelände am Martin-Gropius-Bau die Gedenkveranstaltung des DGB-West und der Gewerkschaften-Ost. Es reden unter anderem DGB-Chef Michael Pagels und Hilde Schramm von der AL.

Für die, die es gern bombastisch mögen, ist es von dort nicht mehr weit zum Marx-Engels-Platz, wo sich ab 14 Uhr das Vorprogramm für die „Berliner Klangwolke“ präsentiert. Jenes Vorprogramm mit dem „Orchestra Marrabenta Star de Mozambique“ und „The Blech“ bis zum eigentlichen Beginn der „Klangwolke“ um 21.30 Uhr könnte übrigens lohnenswerter sein als das Multimediaspektakel am Abend, zu dem 100.000 Schaulustige erwartet werden.

Doch vorerst geht es mit nicht minder symbolträchtigen Aktionen weiter: Um 14.30 Uhr auf dem Potsdamer Platz soll der Grundstein für das Europäische Haus gelegt werden.

Und um 15 Uhr an der Karl-Marx-Allee startet der alljährlich stattfindende Friedenslauf zum ersten Mal durch ganz Berlin. Wer die „Halbmarathonstrecke“ mitlaufen will, hat von dort aus über'n Alex und das Brandenburger Tor zum Ernst-Reuter-Platz und Ku'damm und anschließend wieder zurück ein ganzes Stückchen zu rennen.

Wem das zu anstrengend ist, kann ab 16 Uhr ein Bierchen zischen: auf dem Straßenfest in Pankow unter dem Motto „Deutschland ohne Waffen - ist das zu schaffen?“ Wenn das nicht zu schaffen ist, hilft nur noch Beten. Um 16.30 Uhr bei einem ökumenischen Gottesdienst im Französischen Dom besteht dazu ebenso Gelegenheit wie an der Gedächtniskirche am Zoo. Dort will besagte Eurotour 90 mit einer Fahrraddemo durch Berlin, Start 17.30 Uhr, den Tag beschließen.

Wem das alles noch nicht ausreicht, der kann am Sonntag nach Potsdam fahren. Der „Freundeskreis der Wehrdiensttotalverweigerer“ lädt nämlich ein zur feierlichen Enthüllung des Deserteur-Denkmals. Dasselbige wird ab 9 Uhr auf dem Platz der Einheit mithilfe eines Krans aufgebaut, ab 15 Uhr gibts dort einen Infomarkt und Musik, um 16 Uhr wird die zwölf Tonnen schwere Marmorskulptur des türkischen Bildhauers Mehmet Aksoy zum Gedenken an Deserteure im Zweiten Weltkrieg enthüllt. Mit dabei sein wird Wolf Biermann. Nicht der ehemalige Despot vom VEB Carl Zeiss, sondern der Liedermacher.

usche