EG-Rindfleisch für Iran?

■ EG hebt Sanktionen gegen Iran auf

Nicht die Golfkrise beschäftigt zur Zeit die irische Öffentlichkeit, sondern das Schicksal von 600.000 Rindern. Das Überleben der irischen Fleischindustrie hängt vom Ende der Golfkrise ab. Denn seit die Rinderseuche in Großbritannien grassiert, bleiben auch die irischen „Rinder -Barone“ auf ihren Fleischbergen sitzen.

Um den Bankrott der Massenschlächter zu verhindern, sprang jetzt sogar die EG ein. Nicht nur dem Fleischgiganten Goodman wurde unter Umgehung der einschlägigen Vorschriften eine spezielle Schonfrist für die Rückzahlung seiner Schulden in Höhe von einer Milliarde DM gewährt. Der Clou ist, daß die EG kurzerhand ihren Boykott gegen einen potentiellen Hauptabnehmer des - noch - lebenden Fleisches aufhob: den Iran. Als Reaktion auf den Lynchaufruf der Ayatollahs gegen Schriftsteller Salman Rushdie hatte die EG vor rund einem Jahr ein Wirtschafts- und Handelsembargo gegen den Iran verhängt. Nicht zuletzt wegen der iranischen Haltung in der Golfkrise verkündete diese Woche der irische Ministerpräsident Haughey, daß der Boykott zum Teil aufgehoben worden ist.

Die EG - und vor allem Irland - strebt eine Verbesserung der Beziehungen zum Iran an. Landwirtschaftsminister O'Kennedy soll so bald wie möglich in den Iran reisen, um dort die zuständigen Stellen von der Reinheit des irischen Rindfleisches zu überzeugen. Schließlich geht es um ein Riesengeschäft: Rinder im Wert von über 300 Millionen DM sollen die Iraner kaufen.

Außerdem verspricht man sich einen Domino-Effekt: Wenn die Iraner kaufen, werden auch andere zuschlagen, die bislang gezögert haben. Die Libyer haben schon Interesse bekundet. Und wer weiß, vielleicht kann man auch bald wieder in den Irak liefern.

Michael Bullard